Über 20 Millionen Menschen sind alleine in Deutschland gefährdet, durch Pneumokokken-Bakterien zu erkranken. Doch nur fünf bis sieben Prozent innerhalb der Risikogruppen sind bislang durch eine Pneumokokken-Impfung vor invasiven, häufig tödlichen Krankheitsverläufen geschützt.
Die Impfrate kontinuierlich zu erhöhen, erklären medizinische Fachgesellschaften und Berufsverbände als vorrangiges Ziel in einem gemeinsamen Positionspapier das unter der Schirmherrschaft des Nationalen Referenzzentrums für Streptokokken (NRZ) (http://www.streptococcus.de), Aachen, entstanden ist . Mit 14 Millionen Menschen bilden die über 60-Jährigen die größte Risikogruppe, gefolgt von chronisch Kranken wie Herz-Kreislauf-Patienten oder Diabetikern. Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut in Berlin (STIKO) empfiehlt die Pneumokokken-Impfung bereits seit 1983 für chronisch Kranke und seit 1998 für alle Personen über 60 Jahre . Niedergelassene Ärzte wie Allgemeinmediziner, Praktiker oder Internisten setzen diese Empfehlung allerdings noch zu selten um. Die Folgen sind dramatisch: Jährlich sterben in Deutschland etwa 12.000 Menschen an invasiven Pneumokokken-Erkrankungen. Dies hätte in den meisten Fällen durch eine Pneumokokken-Impfung verhindert werden können.“Wenn wir die Impfrate kontinuierlich steigern wollen, müssen wir die Informationspolitik verbessern und auf eine möglichst breite Basis stellen”, ist Professor Klaus-Dieter Kossow, Vorsitzender des Berufsverbandes der Allgemeinärzte Deutschlands (BDA) überzeugt. Die Fachgesellschaften und Berufsverbände, welche die Indikationsgruppen repräsentieren (u.a. BDA, Berufsverband der Internisten, Deutsche Gesellschaft für Geriatrie, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie), werden innerhalb ihrer Organisationen alle Möglichkeiten nutzen, um eine höhere Sensibilisierung sowohl der Ärzteschaft als auch der Öffentlichkeit zu erzielen.
In regelmäßigen Abständen werden Treffen stattfinden, um über Ergebnisse und weitere Maßnahmen zu beraten.
Viele Ärzte sind im Hinblick auf den konkreten Nutzen der Pneumokokken-Impfung nicht ausreichend informiert.
Dabei ist wissenschaftlich erwiesen: Die Impfung schützt mit einer Effektivität von 50 bis 80 Prozent vor den invasiven, häufig tödlichen Verlaufsformen einer Pneumokokken-Erkrankung. Für nicht-invasive Verlaufsformen wie der Lungenentzündung ist die Schutzrate allerdings niedriger.
Die Zahl invasiver Pneumokokken-Erkankungen nimmt mit steigendem Alter dramatisch zu. Ältere Menschen haben zudem häufig weitere Morbiditätsfaktoren wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Erkrankungen der Atmungsorgane, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus oder immunologische Störungen. Diese Komorbidität trägt zu einer deutlichen Risikoerhöhung für diese Personengruppe bei.
Dennoch wird die Indikation “Alter” als alleiniger Impfgrund von Ärzten häufig nicht anerkannt. “Die Pneumokokken-Impfung schützt gegen die invasiven und schwer verlaufenden Erkrankungen. Diese häufig tödlich verlaufenden Erkrankungen zu verhindern, ist Ziel der Impfstrategie. Die Unterzeichner fordern daher alle impfenden Ärzte auf, die Pneumokokken-Impfung verstärkt anzuwenden”, schließt das Positionspapier.