Ältere Menschen gelten als besonders depressionsgefährdet. Woran liegt das ? Alt werden ist häufig mit radikalen Lebensereignissen oder Veränderungen verbunden. Dies können sein der Verlust des Partners, die Beendigung der beruflichen Tätigkeit, Beeinträchtigungen der Gesundheit oder Einweisung in ein Altenheim mit dem Verlust der gewohnten Umgebung. Oftmals kommen diese einschneidenden Veränderungen plötzlich und unverhofft, oder aber sind – wie beim Eintritt in das Rentnerdasein – doch belastender als man es im Vorfeld erwartet hatte. Der Umgang mit der neuen Situation muss gelernt werden. Kann dies der Betroffene nicht oder nur unvollständig, kann dies eine Altersdepression auslösen.
Man spricht von einer Altersdepression wenn diese nach dem 60. Lebensjahr auftritt. Durch den zunehmenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wird diese Erkrankung in den nächsten Jahren ansteigen. Dies ist nicht nur eine Herausforderung an die Medizin, sondern auch an die Kostenträger, die die Therapie dieser Krankheit zu finanzieren haben.
Die Diagnose einer Altersdepression ist nicht immer einfach. Meist leiden ältere Patienten an zusätzlichen Krankheiten, die eine Depression verschleiern.. Anzeichen einer Altersdepression können sein: Interesselosigkeit, sozialer Rückzug, sowie die typischen unangenehmen körperlichen Begleiterscheinungen einer Depression wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, nachlassende Konzentrationsfähigkeit oder Kopfschmerzen. Diese Symptome treten meist gleichzeitig mit einer zunehmenden Ängstlichkeit und Abhängigkeit des Patienten auf.
Wurde eine korrekte Diagnose gestellt und die Depression beim älteren Patienten erkannt, so ist ein wichtiger erster Schritt getan. Allerdings zeigt die Praxis, dass gerade bei älteren Patienten eher zurückhaltend therapiert wird. Nicht selten kommt es in der Behandlung zu Unterdosierungen des eingesetzten Antidepressivums mit der Folge, dass es bei älteren Patienten mit depressiven Störungen häufiger zu Rezidiven (Rezidiv = Rückfall) kommt als bei jüngeren Patienten. Eine Studie hat gezeigt, dass es bei Patienten mit einem Durchschnittsalter von 67,9 Jahren zu ca. doppelt sovielen Rückfällen kommt wie in einer Vergleichsgruppe mit Patienten mit einem Durchschnittsalter von 38,5 Jahren.
Die Zurückhaltung bei der Dosierung kann darin begründet sein, dass gerade ältere Patienten unter Mehrfacherkrankungen leiden und diese bereits medikamentös behandelt werden. Daher ist es umso wichtiger, das richtige Antidepressivum einzusetzen und mit Rücksicht auf die bereits bestehenden Erkrankungen das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil genau zu untersuchen. Bei einer Altersdepression sollten daher idealerweise Medikamente zum Einsatz kommen, die insbesondere wenig belastende Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem haben, und auch sonst keine negativen Wechselwirkungen mit den bereits eingenommenen Medikamenten aufweisen.
Unter diesem Aspekt hat sich insbesondere die Substanzklasse der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), sowohl in klinischen Studien als auch in der Praxis als besonders geeignet erwiesen.
Wie wichtig die richtige Behandlung der Altersdepression ist, zeigt sich an der traurigen Tatsache, dass die Suizidrate bei älteren Patienten deutlich höher ist im Vergleich zu jüngeren Patienten. Ältere Patienten greifen in der Regel zu aggressiveren Mitteln bei ihren Suizidabsichten als Jüngere. Zwei Drittel der Suizidversuche bei älteren Patienten endet tödlich.
Der Einsatz moderner Antidepressiva kann dies verhindern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einer Person Ihres Vertrauens darüber.