Unter der Bezeichnung “Krebs” werden viele verschiedene Erkrankungen zusammengefasst. Die Ärzte unterscheiden rund 200 verschiedene Krebserkrankungen, die eines gemeinsam haben: verantwortlich sind die genetischen Veränderungen in einer einzigen Zelle des Körpers. Insbesondere Veränderungen des Erbguts an den empfindlichen Stellen der Wachstumskontrolle können bewirken, dass sich gesunde Zellen, die sich bislang im Einklang mit den Anforderungen des Organismus vermehrt haben, schrittweise in unkontrolliert wachsende Krebszellen verwandeln. Sie wachsen in umliegendes Gewebe ein und zerstören es, können in Blutbahnen und Lymphgefäße eindringen und mit dem Blut- und Lymphstrom in andere Körperorgane und Knochen gelangen. Dort können sie sich ansiedeln und erneut vermehren – es entstehen Metastasen (Tochtergeschwülste).
Der menschliche Darm hat zwei große Abschnitte: den Dünndarm und den Dickdarm. Der Dickdarm ist 1,5 bis1,8 m lang, und sein längerer Abschnitt (Grimmdarm) ist wie ein umgekehrtes U im Bauchraum gelagert. In der medizinischen Fachsprache heißt dieser Teil Kolon. Die letzten 15 bis 20 cm des Dickdarms sind besonders abgegrenzt, man nennt diesen Abschnitt Mastdarm (Rektum). Spricht man von Darmkrebs, so ist damit fast immer ein Kolonkarzinom oder Rektumkarzinom gemeint. Der Krebs geht dabei meist von der Schleimhaut aus, die den Darm innen auskleidet. Krebserkrankungen des Dünndarms kommen sehr selten vor. Rund 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen entstehen aus gutartigen Schleimhautwucherungen, so genannten Polypen oder Adenomen. Durch weitere Mutationen in den Schleimhautzellen entwickelt sich aus einem Polyp ein bösartig wachsender Darmkrebs.
Darmerkrankungen können das Krebsrisiko erhöhen. Das sind in erster Linie die kolorektalen Adenome, eine bestimmte Art von Darmpolypen. Diese vielgestaltigen Neubildungen der Darmschleimhaut haben, abhängig von ihrer feingeweblichen Beschaffenheit, eine unterschiedlich hohe Entartungstendenz und werden als Vorstufe des Dickdarmkrebses angesehen. Als chronische Darmerkrankungen sind die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn bekannt. Beide Erkrankungen ähneln sich hinsichtlich der Symptomatik, Behandlung und Komplikationen. Diese Erkrankungen gehen mit andauernden Durchfällen, häufigen Stuhlgängen und Blutauflagerungen auf dem Stuhl einher. Beim Morbus Crohn ist das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken, sieben bis 20 mal höher als bei der Normalbevölkerung. Bei der Colitis ulcerosa ist dieses Risiko noch höher. Nach einer 25-jährigen Erkrankung entwickeln 40 Prozent der Colitis ulcerosa Patienten einen Darmkrebs. In rund 40 Prozent dieser Fälle tritt das Karzinom dann in verschiedenen Regionen des Darms gleichzeitig auf.
Etwa jeder zehnte Dickdarmkrebs gilt als erblich bedingt, dabei existieren verschiedene Formen erblicher Darmkrebs-Erkrankungen. Die häufigste Form heißt „HNPCC-Syndrom”. Hier sind Reparatur-Gene defekt. Das macht den Körper anfälliger für Krebs – nicht nur im Darm. Äußerlich ist der Dickdarmkrebs von HNPCC-Patienten nicht zu unterscheiden von gewöhnlichem Dickdarmkrebs. Klarheit bringt nur ein Gentest. Einfacher zu diagnostizieren ist die „familiäre Polyposis”. Hier ist schon oft bei jungen Menschen der Dickdarm mit Polypen übersäht. Präventiv muss dann der gesamte Dickdarm operativ entfernt werden und aus dem Dünndarm wird ein Ersatzdickdarm gebildet.
Auch bestimmte Essgewohnheiten können das Darmkrebsrisiko erhöhen. Nach den Erkenntnissen klinischer Studien sind es nicht einzelne Nahrungsmittel, die ursächlich an der Entstehung bösartiger Darmtumore beteiligt sind, sondern es ist eine ganze Palette von Ess- und Lebensgewohnheiten, die offenbar mit zunehmendem Alter das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, deutlich erhöhen. Wer viel Fett und wenig Ballaststoffe zu sich nimmt, ist stärker gefährdet als jemand, der fettarm und fleischarm isst, sowie viele Ballaststoffe durch Obst und Gemüse aufnimmt. Auch sehr stark übergewichtige Menschen bekommen häufiger Darmkrebs. Ebenso gelten gesteigerter Alkoholkonsum und der Mangel an körperlicher Bewegung als Risikofaktoren.
Früherkennung spielt entscheidende Rolle im Kampf gegen Darmkrebs
Weil Darmkrebs so häufig auftritt und vollständig heilbar ist, wenn er frühzeitig erkannt und behandelt wird, gibt es die Möglichkeit der kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden:
Ein Dickdarmkrebs wächst relativ langsam. Schmerzen verspürt man, wenn überhaupt, meist erst dann, wenn der Tumor die Darmwand durchsetzt. Oft sind dann auch schon Metastasen in anderen Organen vorhanden. Es können Jahre bis Jahrzehnte vergehen, ehe dieser Krebs sich durch Schmerzen bemerkbar macht
Ein wichtiges Warnzeichen für Darmkrebs ist eine Beimengung von Blut im Stuhlgang, das ihn rot oder schwarz färbt. In diesem Fall sollte man zum Arzt gehen und die Ursachen klären lassen. Blut im Stuhl kann zwar auch bei gutartigen Erkrankungen auftreten. Man sollte aber auf keinen Fall aufgrund von der selbst gestellten Diagnose „Hämorrhoidenblutung” den Arztbesuch und eingehende Untersuchung aufschieben. Längeranhaltender Blutverlust durch den Darm kann zu Eisenmangelerscheinungen (Anämie) führen.
Verdächtig sind auch ungewollte Gewichtsverluste, Leistungsabfall und allmähliche Änderungen der Stuhlgewohnheiten. Häufigerer Stuhldrang oder ein Wechsel von Verstopfung und Durchfall können erste Anzeichen eines Krebsleidens sein. Bestimmte Veränderungen der Stuhlgangsform, z.B. „Bleistiftstühle” lassen vermuten, dass im letzten Darmabschnitt eine Engstelle ist, die der Stuhlgang passieren muss.
Durch eine allgemeine gesunde Lebensführung lässt sich das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, reduzieren: