Viele Experten sprechen sich dafür aus, dass grundsätzlich im Rahmen einer Depressionsbehandlung neben der medikamentösen Therapie auch eine Psychotherapie erfolgen sollte. In der Fachliteratur wird dies als „Gesamtbehandlungsplans” beschrieben. Dies gilt insbesondere für mittelschwere und schwere Depressionen. Bei allen Patienten sind individuelle Faktoren zu berücksichtigen die beispielsweise als Auslöser der Krankheit oder zur Aufrechterhaltung der Krankheit beitragen. Dies können Partnerschaftsprobleme sein, beruflicher Stress oder sonstige innere Konflikte, auf die die Psychotherapie individuell einzugehen vermag.
Der Erfolg einer Psychotherapie ist von einigen Faktoren abhängig, sowohl von Seiten des Patienten und dessen Umfeld (Familie, Freunde), als auch von Seiten des Psychotherapeuten.
Der Psychotherapeut steht dem Patienten idealerweise neutral gegenüber und verhält sich während der Therapiedauer dementsprechend. Die Psychotherapie bei einem Bekannten oder gar bei einem Familienmitglied durchzuführen scheint deshalb problembehaftet.
Ziel der Therapie sollte es sein, dass sich der Psychotherapeut nach und nach selbst „wegrationalisiert”, in der heutigen Zeit ein eher unschöner Bergriff, jedoch trifft es den Punkt. Der Patient muss lernen selbständig und unabhängig zu werden. Selbstverständlich stehen Psychotherapeuten unter der gleichen strengen Schweigepflicht wie Ärzte. Der Inhalt der Gespräche zwischen Therapeut und Patient sind Dritten nicht zugänglich.
Der Erfolg einer Psychotherapie hängt natürlich auch vom Patienten ab. Wichtig ist dabei, dass der Patient Vertrauen zu seinem Therapeuten fasst. Die „Chemie” zwischen beiden muss stimmen, ohne dass sich dabei eine Freundschaft entwickelt. Dies erleichtert dem Therapeuten Zugang zum Patienten zu finden .Zunächst müssen die Ursachen der Depression erkundet und erforscht werden. Dabei spielen die Lebensumstände des Patienten eine wichtige Rolle um feststellen zu können, welche Faktoren die Depression auslösen bzw. aufrecht erhalten.
Auch die Angehörigen und Freunde können in dieser Phase der Therapie mitwirken und wichtige unterstützende Funktionen übernehmen. Dies sind beispielsweise:
Die tiefenpsychologische-analytische Therapie
Viele Patienten die unter einer Depression leiden haben das Bedürfnis nach Zuwendung und einem Wiedererlangen ihres Selbstwertgefühls und der Selbstbestätigung. Dies ist ein wichtiger Ansatz der tiefenpsychologisch analytischen Therapie. Durch die negative Sichtweise des Patienten und dessen i.d.R. herabgesetztes Selbstwertgefühl, erfolgt ein Gefühl der Schwäche, der Abhängigkeit und eine erhöhte Verletzbarkeit des Betroffenen.
Für die tiefenpsychologische Therapie ist es wichtig, die Lebensgeschichte des Patienten im Zusammenhang mit der Depression zu erkunden. Dies bedeutet dass der Therapeut im Gespräch mit dem Patienten auch dessen Kindheit und Jugend beleuchtet und hinterfragt.
Nicht selten liegen in diesen Lebensabschnitten die auslösenden Faktoren für eine Depression, die sich erst im Erwachsenenalter zeigen. Um von dem Patienten ein Gesamtbild zu erhalten, werden auch aktuelle d.h. berufliche oder partnerschaftliche Belastungen besprochen. Im Verlauf der Therapie soll der Patient lernen seine Persönlichkeitsstruktur und unterdrückte Gefühle zu erkennen, um somit seine Verhaltensweisen zu ändern oder danach auszurichten.
Verhaltenstherapie (VT)
Die Verhaltenstherapie hat zum Ziel, eine akute oder aktuelle Situation zu bewältigen, und beleuchtet in der Regel nicht die Kindheit oder Jugend des Patienten. Die Therapie liegt darin den Patienten durch angenehme Erfahrungen, an die sich der Patient erinnert, oder die er in Form eines Tagebuchses aufschreibt, das Befinden des Patienten zu verbessern .Dadurch erhält der Patient eine positive Verstärkung und somit auch eine Bestätigung seiner Person und ein verbessertes Selbstwertgefühl
Kognitive Therapie
Bei der kognitiven Therapie wird versucht, schrittweise die inneren Wahrnehmungsmuster des Patienten zu analysieren und zu prüfen. Beispielsweise kann so mit Hilfe des Therapeuten eine erlernte Hilflosigkeit oder eine grundlegende negative Denkweise nach und nach abgebaut werden, und durch andere positivere Wahrnehmungsmuster ersetzt werden. Wird die Depression noch gleichzeitig mit einem Medikament behandelt, hilft die positive Rückkopplung durch die medikamentöse Therapie, und kann zu einem schnelleren und nachhaltigeren Erfolg der Behandlung führen.
Interpersonelle Therapie (IPT)
Diese Therapieform wird dann eingesetzt, wenn der Auslöser der Depression kla umrissen und definiert ist. Der Patient lernt in Zusammenarbeit mit dem Psychotherapeuten den oder die Problembereiche klar einzugrenzen und durch gemeinsam erarbeitete Strategien besser zu bewältigen um somit aus der Depression herauszukommen.
Familientherapie
Bei der Familientherapie bildet die Familie den Schwerpunkt der Therapie und hilft dem Patienten zusammen mit dem Psychotherapeuten aktiv nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und diese umzusetzen. Die Familientherapie kann gemeinsam mit allen Mitgliedern der Familie erfolgen, oder aber der Therapeut widmet sich jedem Familienmitglied einzeln. Die Therapie hat zum Ziel das Selbstwertgefühl des Patienten aber auch das der Familienmitglieder zu stärken, und somit auch Kommunikation, Zusammenhalt und Akzeptanz untereinander zu verbessern, und festgefahrene Strukturen aufzubrechen, so fern sie der Verbesserung der Familiensituation und der des Patienten dienlich ist.
Sport und Bewegungstherapie
Körperliche Aktivität kann sich auf leichte bis mittelschwere Depressionen günstig auswirken. Laufsport oder Schwimmen bieten sich besonders als mögliche Alternativen an.
Entspannungstherapie
Als besonders bewährt haben sich hier
Lichttherapie
Bei der Lichttherapie, die insbesondere bei saisonal bedingten Depressionen eingesetzt wird (Herbst/Winter), werden die Betroffenen für ca. 45 Minuten vor Speziallampen gesetzt, die das Sonnenlicht simulieren. Durch diese Methode soll Serotonin im Gehirn ausgeschüttet werden, welches zu einer Besserung der Symptomatik führen kann. Die Therapie dauert zwischen einigen Tagen bis hin zu einer Woche und wird vor allem in Kliniken durchgeführt..
Kreativtherapie
Bei Patienten die für den Therapeuten nur schwer zugänglich sind, können diese Ihre Empfindungen Gefühle über das Malen zum Ausdruck bringen. Es können auch Entwicklungen oder Probleme zum Vorschein kommen, die dem Therapeuten bisher verborgen blieben, da der Patient nicht oder noch nicht darüber sprechen wollte.
Ergo-Therapie
Bei der Ergotherapie vereinen sich die Elemente der Kreativtherapie und der Bewegungstherapie. Durch diese Massnahmen kann dem Patient eine positiveres Lebensgefühl vermittelt werden, und somit ein gestärkteres Selbstbewusstsein.
Sämtliche Forme der Psychotherapie sind bei allen Altergruppen, sowohl bei Frauen, als auch bei Männern einsetzbar. Sie könne parallel zu einer medikamentösen Therapie erfolgen und helfen die Symptomatik schneller in den Griff zu bekommen und den Patienten zu heilen. Wichtig bei allen Psychotherapien ist die Bereitschaft des Patienten über sich, seine Gefühle und Gedanken mit dem Therapeuten zu sprechen, und sich mit diesem vertrauensvoll auszutauschen. Dies erfordert auch ein gewisses Mass an Überwindung. Ungeduld ist in der Psychotherapie absolut ist fehl am Platz. Es kann Wochen dauern bis der Patient erste Anzeichen einer merklichen Besserung seiner Symptomatik erfährt, und es ist auch die Aufgabe des Arztes und des Psychotherapeuten dies dem Patienten zu erklären.