Die sogenannte Wochenbettdepression, im Amerikanischen gern umgangssprachlich als „Baby Blues“ bezeichnete depressive Verstimmung, tritt um den dritten Tag nach der Geburt auf, meist zeitgleich mit dem Milcheinschuss in die Brust. Diese Verstimmung kann Stunden oder Tage andauern.
Bei der Geburt und während der Schwangerschaft sind Frauen besonders starken hormonellen Schwankungen ausgesetzt. Sogenannte Glückshormone, die Endorphine, werden während der Schwangerschaft vermehrt produziert und ausgeschüttet. Diese sollen den Stress und die Schmerzen für die Frau während der Schwangerschaft erträglicher machen. Nach der Geburt wird die Produktion dieser Hormone unmittelbar eingestellt. Dabei kann es dann zu einer Art Entzugserscheinungen kommen, die diese Form der Depression auslösen.
Die Ursachen der Wochenbettdepression nur auf die hormonelle Umstellung der Frau zu reduzieren wäre etwas zu einfach. Die Fachwelt ist sich weitgehend darüber einig, dass mehrere Faktoren (in der Fachsprache multifaktoriell) als Auslöser in Frage kommen. Je nachdem wie stark die Intensität der einzelnen Faktoren ist, bzw. sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen, wird eine Wochenbettdepression von den Betroffenen individuell und in ihrer Intensität unterschiedlich empfunden.
Folgende Faktoren werden als mögliche Ursachen diskutiert:
Peripartale Faktoren (unter der Geburt und im Wochenbett auftretend)
Körperliche Faktoren
Soziale Faktoren
Psychische Faktoren
Die postpartalen (postpartal = nach der Geburt, nachgeburtlich) Krankheitsbilder
Die Gemütszustände nach der Geburt lassen sich grob in drei Kategorien unterordnen:
Das postpartale (nachgeburtliche) Stimmungstief
Das postpartale Stimmungstief ist eine zeitlich begrenzte Erscheinung, die bei 50 bis 80 Prozent der Mütter vorkommt. Sie ist gekennzeichnet durch Traurigkeit und häufiges Weinen, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit. Sollte dieses Stimmungstief länger als 2 Wochen andauern, kann sich daraus eine postpartale Depression entwickeln.
Die postpartale (nachgeburtliche) Depression
Diese Form der Depression betrifft ungefähr 10 bis 20 Prozent der Mütter, und kann jederzeit im ersten Jahr nach der Geburt auftreten. Man unterscheidet hier verschiedene Schweregrade von leicht bis schwer, wobei die einzelnen Schweregrade fließend ineinander übergehen, und nicht einfach zu differenzieren sind. Kennzeichen dieser Depression sind:
Die postpartale (nachgeburtliche) Psychose
Die postpartale Psychose gilt als die schwerste Form der nachgeburtlichen Krise, und tritt vorwiegend in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung auf. Die Psychose kann sich auch aus einer Depression entwickeln und wird in verschiedene Formen unterteilt:
Die manische Form
Die manische Form ist gekennzeichnet durch eine motorische Unruhe, starker Antriebsteigerung, und äußert sich in meist unproduktiven Aktivitäten. Dieser gesteigerte Aktionismus bedeutet nicht, dass sich die Mutter in einer gehobenen Stimmungslage befindet.
Die depressive Psychose
Die depressive Form ist geprägt durch teilweise extreme Angstzustände, Unlust sowie Antriebslosigkeit, bis hin zur völligen Teilnahmslosigkeit.
Die schizophrene Psychose
Die schizophrene Form ist gekennzeichnet durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Die Patientin hört Stimmen oder sieht Dinge die nicht existent sind.
Die Wochenbettpsychosen treten nicht selten als Mischformen auf. Dabei gilt die schizo-depressive Form als die mit dem höchsten Suizidrisiko. Die schizo-manische Form kommt jedoch häufiger vor.