Ängste und Angsterkrankungen entwickeln und verfestigen sich meist über Jahre oder Jahrzehnte hinweg. Sie haben ihren Ursprung in der individuellen Konstitution und der Biografie eines Menschen. Daher ist es kein Wunder, dass Angst-Störungen nicht von selbst verschwinden, sondern fast immer einer professionellen Therapie bedürfen. In vielen Fällen werden Angst-Störungen mit einer Kombination aus Medikamenten und geeigneten Methoden aus der Psychotherapie behandelt. Welcher Behandlungsanteil überwiegt, ist individuell verschieden. Für den Erfolg der Therapie von Angsterkrankungen ist die aktive Mitarbeit des Patienten unverzichtbar.
Therapie der körperlichen Begleiterkrankungen
In vielen Fällen bessern sich die körperlichen Begleitsymptome, wenn die Therapie der Angststörung erste Erfolge zeigt. In einigen Fällen müssen jedoch die Körpersymptome ebenfalls mit Medikamenten behandelt werden.
Therapie von Substanzmissbrauch
Besteht neben der Angststörung ein Missbrauch oder eine Abhängigkeit von Substanzen, müssen beide Probleme angegangen werden. Geschieht dies nicht, bleibt der Substanzmissbrauch oft auch nach Behandlung der Angststörungen bestehen.
Medikamentöse Therapie mit Benzodiazepinen
Benzodiazepine sind die bekanntesten und am häufigsten verwendeten angstlösenden Substanzen. Bei starken akuten Angstschüben kann eine Behandlung mit Benzodiazepinen notwendig sein. Sie sollten jedoch keinesfalls über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da eine Dauerbehandlung zur Abhängigkeit führen kann.
Medikamentöse Therapie mit Antidepressiva
Sowohl bei Depressionen als auch bei Angsterkrankungen besteht ein Mangel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin an bestimmten Stellen im Gehirn. Hochmoderne Antidepressiva wie Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer erhöhen die Konzentration der beiden Botenstoffe. Diese Medikamente stabilisieren die Stimmung, lösen Angstgefühle, ermöglichen einen erholsamen Schlaf, normalisieren die Körperreaktionen und helfen, die Einengung des Denkens zu “lockern”.
Vielen Angstpatienten verhilft die Einnahme eines Antidepressivums zu einem ersten Erlebnis von Krankheitsbewältigung. Der Patient lernt, wieder “normal” zu fühlen und zu denken. Er erfährt, dass er nicht ohnmächtig ist, sondern etwas gegen seine Krankheit tun kann. Dieser Erfolg ermöglicht dem Kranken den weiteren Schritt, die Auseinandersetzung mit seinen Problemen im Rahmen einer geeigneten Psychotherapie. Allerdings müssen die Patienten ein bisschen Geduld haben. Die Wirkung von Antidepressiva setzt häufig erst nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Bei längerer Vorgeschichte bzw. Chronifizierung wird die Vorhersage des Wirkungseintritts noch schwieriger. Für viele Patienten ist es wichtig zu wissen, dass Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer auch bei langfristigem Gebrauch nicht süchtig machen.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die Kognitive Verhaltenstherapie gründet darauf, dass Verhaltens- und Denkmuster, die meist in der frühen Kindheit und Jugend erlernt worden sind, durch entsprechende Lernprozesse wieder verändert werden können. Der Patient lernt, mit Hilfe gedanklicher Übungen der Angst entgegenzuwirken und realistischere Bewertungen der Angstsituation vorzunehmen. Die kognitive Verhaltenstherapie hilft nicht nur dabei, die Angst der Patienten zu reduzieren, sondern vermittelt auch Angstbewältigungsstrategien, die die Patienten selbst anwenden können.
Tiefenpsychologische Verfahren
Vor allem, wenn die Angststörung mit weiteren psychischen Erkrankungen einhergeht, kann ein tiefenpsychologisches Verfahren angebracht sein. Therapeut und Patient versuchen, die Ursachen der aktuellen Probleme zu ergründen, die oft in der frühen Kindheit liegen.
Sport
Bewegung und Sport beeinflussen Ängste günstig. Wie bei gesunden Menschen wirkt Sport jedoch nur dann nachhaltig, wenn man ihn regelmäßig ausübt, mindestens drei- bis viermal in der Woche für jeweils 30 bis 60 Minuten. Wissenschaftlich belegt ist der antidepressive Effekt für Ausdauersportarten. Entscheidend ist, dass der Puls lange genug erhöht bleibt. Dadurch kann der Körper allmählich den Stoffwechsel normalisieren und “Glückshormone” freisetzen.
Entspannungstechniken
Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Meditationen wirken beruhigend auf das vegetative Nervensystem und helfen dem Körper, die aus dem Gleichgewicht geratenen Steuerungsvorgänge wieder zu normalisieren.
Die progressive Muskelentspannung nach Jakobsen ist das am besten erprobte Verfahren, das man sich zudem auch schnell aneignen kann. Die Übungen tragen vor allem dazu bei, Muskelverspannungen abzubauen. Damit die Methode wirkt, ist regelmäßiges Üben, mindestens zweimal täglich, notwendig. Erste Erfolge stellen sich nach etwa zwei Wochen ein.