Die verschiedenen Formen der Zwangsstörungen
Man unterscheidet zwei unterschiedliche Formen der Zwangsstörungen, nämlich die Zwangshandlungen und Zwangsgedanken. Etwa ein Drittel (bis zu 90 Prozent) aller Betroffenen entwickelt sogar im Laufe des Lebens beide Unterkategorien. Mitunter werden sogenannte Zwangsimpluse als eigenständige Form der Zwangsstörung angesehen.
Zwangshandlungen sind sinnlose oder übertrieben Handlungen, zu denen sich der Betroffene innerlich gedrängt fühlt. Die beiden häufigsten Zwangshandlungen sind Wasch- und Reinigungszwänge sowie Kontrollzwänge. Beim Wasch- und Reinigungszwang verspüren die Betroffenen eine ausgeprägte Angst vor Verunreinigung oder Infektionsgefahr, die selbst dann noch bestehen kann, nachdem sie sich wiederholt gewaschen oder vermeintlich schmutzige Gegenstände mehrfach gereinigt haben. Typisches Merkmal der Kontrollzwänge ist die Angst, durch Unachtsamkeit Fehler zu begehen oder ein schlimmes Ereignis, wie z.B. einen Wohnungsbrand, zu verursachen.
Menschen mit Ordnungszwang können Unordnung nur schwer ertragen und verbringen unangemessen viel Zeit damit, ihre strengen Ordnungskriterien einzuhalten. Wer unter einem Sammelzwang leidet, kann sich nicht von Dingen trennen oder hat das Bedürfnis, unsinnig Sachen zu horten. Selbst wertloser Krimskrams oder Müll wird aufbewahrt, in der Angst, versehentlich etwas Wichtiges wegzuwerfen. Bei den so genannten „Messies“ geht die Sammelwut so weit, dass sie selbst und ihre Wohnung durch Müllüberhäufung verwahrlosen. Kennzeichnend für den Wiederholungszwang ist der Drang, alltäglich zu verrichtende Dinge immer wieder wiederholen zu müssen oder einen bestimmten Gegenstand, z.B. die Türklinke, mehrmals zu berühren. Ähnlich besteht beim Zählzwang ein innerer Drang, sinnlos bestimmte Dinge abzuzählen, z.B. die Fliesen im Badezimmer oder die Streifen auf der Tapete.
Zwangsgedanken können unabhängig oder in Kombination mit Zwangshandlungen auftreten. Dabei drängen sich Gedanken auf, die meist aggressive, sexuelle oder religiöse Inhalte haben. Diese Gedanken beanspruchen die Betroffenen mitunter so stark, dass die Konzentration auf wichtige Dinge kaum noch möglich ist. Belastend ist auch die Angst, diese Gedanken, tatsächlich einmal unwillentlich in die Tat umzusetzen und jemanden damit Schaden zuzufügen.
Zwangsimpulse sind sich zwanghaft aufdrängende, nicht vom eigenen Willen gesteuerte Handlungsimpulse, die aber meist nicht zur Ausführung kommen. Ein solcher Impuls kann z.B. Aggressionen und Gewalt zum Inhalt haben, die sich gegen andere, auch geliebte Menschen, oder gegen sich selbst richten. Der Betroffene lebt in der ständigen Angst, diese Impulse irgendwann nicht mehr kontrollieren und unterdrücken zu können.