Werden Konflikte am Arbeitsplatz nicht gelöst und dauern die belastenden Bedingungen an, kann sich aus den permanenten Ängsten eine Angststörung entwickeln, die häufig mit Schlafstörungen und Alpträumen beginnt und zu Depressionen führen kann. Bei der Entwicklung von Angststörungen im beruflichen Zusammenhang steht die generalisierte Angststörung im Vordergrund, bei der sich die Ängste nicht mehr auf bestimmte Situationen oder Objekte konzentrieren, sondern sämtliche Lebensbereiche betreffen und dabei z.B. auch die Angst einbeziehen, den Arbeitsplatz zu verlieren und in finanzielle Not zu geraten.
Für seelische Erschöpfungszustände, die unmittelbar mit dem Berufsleben im Zusammenhang stehen, hat vor etwa 20 Jahren der amerikanische Psychoanalytiker Freudenberger den Begriff Burnout-Syndrom geprägt, der den Zustand emotionaler Erschöpfung bezeichnet. Burnout ist die Folge einer lang anhaltender Überforderung der eigenen Kräfte und dauerhaftem negativen Stress, wie er z.B. auch durch ständige Angstgefühle am Arbeitsplatz entstehen kann. Das Burnout-Syndrom entwickelt sich nach Jahren der Höchstleistung oder der permanenten Überbeanspruchung über einen langen Zeitraum hinweg, und ist typischerweise in vier Phasen gegliedert. Erschöpfung und Unzufriedenheit sind die ersten Warnzeichen, auf die eine Phase wachsender Selbstzweifel folgt. Die Arbeitsmotivation nimmt ab und es folgt eine Phase der Gleichgültigkeit gegenüber der Arbeit, den Kollegen und anderen Menschen. Die letzte Phase des Burnout-Syndroms ist durch Depressionen und Verzweiflung gekennzeichnet, die sogar Selbstmordgedanken mit einbeziehen kann.Nicht jeder Mensch, der einmal Burnout-Symptome erlebte, hat zwangsläufig alle Phasen des Syndroms durchgemacht. Viele Betroffene verharren jahrelang in einer Phase, ohne tatsächlich eine manifeste Depression oder Angststörung zu entwickeln. Andere schaffen es häufig nur mit ärztlicher oder psychologischer Hilfe, die Entwicklung zum ausgeprägten Burnout-Syndrom rechtzeitig zu durchbrechen.
Wissenschaftler haben verschiedene Theorien entwickelt, was Menschen zu Arbeit antreibt unter welchen Bedingungen Motivation entsteht oder erhalten bleibt. Im Berufsleben geht es dabei in erster Linie um die Bereitschaft, seine Kenntnisse und Fähigkeiten den Anforderungen entsprechend einzusetzen, um ein gutes Arbeitsergebnis zu erreichen. Ein „normales“ Maß an Angst, z.B. vor einer wichtigen Präsentation, kann kurzfristig durchaus motivierend wirken und die Arbeitsbereitschaft erhöhen. Wenn Ängste am Arbeitsplatz jedoch dauerhaft bestehen, etwa durch permanente Mobbing-Handlungen, leidet langfristig die Motivation und die Arbeitsleistung. Wer sich permanent Gedanken um die unbefriedigende Situation machen muss und keine Lösungsmöglichkeiten sieht, laugt emotional aus und kann seine Energien nicht mehr voll auf seine Tätigkeit konzentrieren.
Menschen reagieren unterschiedlich auf Angstgefühle. Flucht oder Angriff sind die natürlichen Reaktionen, die jedem mit den Genen in die Wiege gelegt werden. Entsprechend reagieren viele Arbeitnehmer auf bedrohliche, Angst machende Situationen instinktiv mit Angriff und Verteidigung. Für Mitarbeiter und Vorgesetzte erscheint dann jemand, der sonst freundlich und ausgeglichen war, als aggressiv oder arrogant. Andere reagieren eher mit Rückzug und schotten sich von ihren Kollegen ab, flüchten in Alkohol oder Medikamente, um ihre Ängste zu betäuben oder kündigen schließlich ihr Arbeitsverhältnis.
Emotionen führen immer auch zu körperlichen Reaktionen. Ähnlich wie in Stresssituationen führt Angst zu vermehrtem Schwitzen, die Hände werden feucht und das Herz schlägt schneller. Der Körper wird in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit versetzt und die Reaktionsfähigkeit ist deutlich erhöht. In bestimmten Situation ist dieser Zustand durchaus hilfreich und kann zur raschen Entscheidungsfindung und Problemlösung beitragen. Gesundheitsschädlich ist die Angst erst, wenn sie zum dauerhaften Zustand wird und aus eigener Kraft nicht mehr zu bewältigen ist. Häufig stellen sich dann auch körperliche Symptome ein, wie Nervosität, Schwindel, Magenschmerzen und Muskelverspannungen. Langfristig werden die körpereigenen Abwehrkräfte geschwächt und das Risiko für Infektionen, Magen-Darm- und Herzkreislauf-Erkrankungen nimmt zu. Nicht selten führt der Selbstversuch, Ängste mit Suchtmitteln zu bekämpfen, in die Abhängigkeit, mit all ihren zerstörerischen Folgen für die Gesundheit und das soziale Leben.