Die Häufigkeit von ADHS bei Kindern und Jugendlichen wird sehr unterschiedlich eingeschätzt. In der Literatur schwanken die Angaben für Deutschland zwischen 1 und 14 Prozent. Jungen leiden fünf bis neun Mal häufiger an der Störung als Mädchen. Die Zahl der Diagnosen ist deutlich geringer als bspw. in den USA. Ursache dafür ist die weniger verbreitete Kenntnis des Krankheitsbildes bei Kinderärzten, Lehrern, Psychologen, aber auch Eltern.
Vermutungen, die Erkrankung trete heute häufiger auf und sei ein Zeichen unserer Zeit, sind nicht haltbar. Heute wird der ADHS vielmehr eine größere Beachtung geschenkt. Einerseits ist das auf neuere Diagnosemethoden zurückzuführen, die eine ADHS heute deutlicher von einer anderen Störung abgrenzen. Auf der anderen Seite hat es Veränderungen in der Familienstruktur gegeben. In den heute auf einn bis zwei Kinder geschrumpften Familien wird jedem einzelnen Kind ein größerer Stellenwert eingeräumt, als dies noch in den kinderrreichen früheren Großfamilien der Fall war. Das unartige und lernschwache Kind wurde in der Großfamilie als schwarzes Schaf betrachtet, das keine gezielte Förderung erfuhr.
Festzustellen ist jedoch, dass ADHS heute häufiger in Erscheinung tritt. Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung sind in besonderem Maße durch Streß- und Stimulation erregbar und störbar. Da die letzten Jahrzehnte durch eine Zunahme an Stress und Hektik sowie durch höhere Anforderungen gekennzeichnet sind, treten die Symptome der Erkrankung deutlicher hervor.