Viel zu süß und viel zu fett, aber immer zu viel sind die typischen Beschreibungen der Kinderernährung in Deutschland. Bei mehr als 70 Prozent der adipösen Kinder lassen sich bereits Risikofaktoren für spätere Herzerkrankungen und Gefäßschäden nachweisen.
Bei den drei- bis siebzehnjährigen Kindern und Jugendlichen sind hierzulande bereits 15 Prozent deutlich übergewichtig, und bei sechs Prozent spricht man bereits von einer Fettleibigkeit, einer krankhaften Adipositas.
Obwohl es in der Bevölkerung bekannt ist, muss noch immer die Ernährung von Kindern als überwiegend ungesund bezeichnet werden. Ungesunde Ernährung gehört zu den bedeutendsten Risikofaktoren für Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), die bereits im Kindesalter zu ersten Schäden führen kann. Aufgrund dessen beginnt auch der Marsch zum Herzinfarkt oder Schlaganfall heutzutage viel früher, und die Prävention sollte frühzeitig beim Kollektiv der übergewichtigen und adipösen Kinder beginnen.
„Die Gefäßwände bei diesen Kindern sind bereits deutlich dicker als die von Normalgewichtigen“, sagte Professor Giovanni Torsello, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) in Berlin. Das ist bereits seit langem bei Untersuchungen der Gefäße adipöser Kinder nachgewiesen. Die gute Nachricht ist aber, dass diese Gefäßschäden sich wieder zurückbilden, wenn die Kinder abnehmen. Deshalb sollten bereits Kinder und Jugendliche mit dem Risikofaktor hohes Körpergewicht zu einem gesünderen Lebensstil angehalten werden, so der Gefäßexperte von der Universität Münster.
Besonders hebt er die Bedeutung der zusätzlichen und regelmäßigen Bewegung hervor, weil es allein durch kleinere und weniger Mahlzeiten durchaus nicht getan ist. Jedes körperliche Training ist auch ein Gefäß- und Herz-Kreislauftraining. Besonders lohnend für die Gesundheit ist das Einstellen des Rauchens, und zwar in jedem Alter und selbst nach langjähriger Raucherkarriere. Übergewicht und Adipositas, Rauchen und Gefäßschädigungen sowie Bewegungsverweigerung sind letztlich auch an einen erhöhten Blutdruck (Hypertonie) beteiligt. Weil ein zu hoher Blutdruck keine spürbaren Schmerzen verursacht, wissen viele Menschen nicht, dass sie ein zusätzliches Risiko tragen, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.
Die Gefäßschädigungen machen sich in den meisten Fällen an den Beinen bemerkbar, wo es zu Durchblutungsstörungen kommt. Weltweit sind mehr als 200 Millionen Menschen davon betroffen. Sie haben Schmerzen beim Gehen und müssen immer wieder stehen bleiben. Es entsteht der Eindruck, als würden sie einen Schaufensterbummel machen und die Auslagen betrachten. Deswegen wird diese Form der Durchblutungsstörung auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. Nach einer kurzen Ruhepause verschwindet der Schmerz wieder und der Mensch kann seinen Weg fortsetzen.
Auch wenn dunkle Flecken an den Unterschenkeln sichtbar werden, oder wenn sich an den Füßen schlecht heilende Wunden befinden, ist davon auszugehen, dass eine Durchblutungsstörung vorliegt. Richtig gefährlich wird dies für Menschen mit Diabetes, bei denen sich zur Durchblutungsstörung noch eine diabetische Nervenschädigung einstellt. Sie spüren die Verletzungen an den schlecht durchbluteten Füßen nicht, so dass sich Keime in den Wunden ansiedeln können, die zu tiefen Wunden und anschließender Nekrose (Gewebetod) führen. Dieser Entwicklung folgt unweigerlich die Amputation, die vielleicht an den Zehen beginnt, und sich scheibchenweise über den Fuß und das Bein nach oben fortsetzt.
Sorgfältige Fußpflege und regelmäßige Inspektion, kein Barfußlaufen oder hantieren mit spitzen und scharfen Gegenständen an den Füßen sowie die regelmäßige Visite beim Arzt können die Entwicklung vom diabetischen Fuß zur Amputation oft verhindern.
Weil Gefäßerkrankungen gefährlich sind und zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können, ist immer auch eine Ultraschalluntersuchung der großen Gefäße erforderlich, damit ein drohender Gefäßverschluss frühzeitig erkannt und präventiv behandelt werden kann.