Sollte sich die derzeitige Entwicklung fortsetzen, werden bis 2025 mehr als 2,7 Milliarden Menschen mit Übergewicht und Adipositas die Welt bevölkern. Dies entspricht einer Steigerung um etwa ein Drittel innerhalb von zehn Jahren, der ohne konsequente Gegenmaßnahmen wenig entgegengesetzt werden kann.
Als krankhaft übergewichtig, nämlich adipös, müssen circa 177 Millionen Menschen weltweit registriert werden, die einer intensiven Therapie bedürfen. Alle Regierungen sind aufgefordert, diese Epidemie zu stoppen, und dazu hat sich auch die Politik in Deutschland verpflichtet. Es darf nicht sein, dass Übergewicht zum neuen Normalzustand wird! Aber die Tendenz zeigt eindeutig diese Entwicklung: zwei Drittel der Männer und 50 Prozent der Frauen gehören hierzulande bereits zum Kollektiv der Übergewichtigen. Die Tendenz nimmt weiter zu und zeigt in Richtung einer übergewichtigen und adipös erkrankten Bevölkerung.
Schon 2012 einigten sich die Nationen weltweit auf das Ziel, die konstante Gewichtszunahme bis 2025 auf den Stand von 2010 einzufrieren und jede Progression zu verhindern, sagte Professor Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG). „In Deutschland ist die Zunahme nicht zum Stillstand gekommen und auch der Schweregrad des Übergewichts steigt kontinuierlich an. Es ist besonders beunruhigend, dass vorwiegend junge Erwachsene betroffen sind, so der Ulmer Kinder- und Jugendarzt.
Inzwischen rangiert die Adipositas unter den drei Top-Ursachen für chronische Erkrankungen, und kein Land der Welt konnte den Trend umkehren und die Zahlen der Betroffenen senken. Wabitsch macht die enormen kommerziellen Interessen, insbesondere die der Lebensmittelindustrie, für das Scheitern effektiver Präventionsstrategien mit verantwortlich.
Die World Obesity Federation informiert, dass 36,2 Millionen Menschen in Deutschland übergewichtig sind, und in zehn Jahren mit 37 Millionen Betroffenen gerechnet werden muss. Wird dieser Trend nicht gebremst, ist mit 3,25 Millionen krankhaft Adipösen zu rechnen, die einer Therapie bedürfen. Problematisch ist die Tatsache, dass für eine notwendige Therapie dieses Kollektivs noch immer keine Regelleistung der Krankenkassen verfügbar ist.
Wir haben nur noch wenig Zeit die Trendwende in Deutschland einzuleiten und unserer politischen Selbstverpflichtung nachzukommen, mahnt Professor Matthias Blüher aus Leipzig als Präsiden elect der DAG.
Er fordert effizientere Präventionsmaßnahmen, u.a. eine Verbot von an Kinder gerichtete Werbemaßnahmen für dickmachende Lebensmittel, verpflichtende Qualitätskriterien für die Kita- und Schulernährung und eine steuerliche Begünstigung gesunder Lebensmittel sowie höhere Steuern für ungesunde Lebensmittel.
Er appelliert für täglich mindestens eine Stunde Bewegung an den Schulen, mehr Gesundheitsförderung in den Kommunen sowie die Aufnahme von therapeutischen Gegenmaßnahmen in den Regelleistungskatalog der Krankenkassen.
In diesem Sinne wünschen wir der DAG Kraft und Durchsetzungsvermögen
zur Verhinderung des Über-Normalgewichts.