Ein “richtiger” Mann kann immer und will immer, Potenzprobleme kennt er nicht. Dieses weit verbreitete Männerbild hat wenig mit der Realität zu tun. Jeder fünfte, also etwa 20 Prozent der deutschen Männer leiden an Erektionsschwäche. Potenzprobleme treten zwar überwiegend bei Männern über 60 auf, jedoch kennt auch fast jeder Mann unter 40 Erektionstörungen aus eigener Erfahrung.
Stress, Alkohol, Rauchen oder seelische Probleme können zu gelegentlichen Beeinträchtigungen der Potenz führen. Wenn das “mal” passiert, besteht kein Grund zur Sorge. Treten die Störungen aber öfter und über einen längeren Zeitraum auf, liegt eine Erektile Dysfunktion vor. Diese Bezeichnung beschreibt “die Unfähigkeit, eine für den normalen Koitus genügende Erektion zu erlangen oder aufrecht zu erhalten.”
Anhaltende Erektionsschwierigkeiten beeinträchtigen nicht nur das Sexualleben. Die meisten betroffenen Männer fühlen sich im Kern ihrer Persönlichkeit, in ihrer Identität als Mann getroffen.
Das Selbstwertgefühl ist angeschlagen, die Lebensqualität leidet insgesamt. Dennoch ist für die meisten Männer das Thema tabu, man(n) spricht nicht darüber. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen: Aus Angst vor Versagen vermeiden betroffene Männer die Sexualität mit der Partnerin. Diese wiederum fühlt sich abgelehnt, zweifelt an ihrer eigenen Attraktivität, oder vermutet eine “Andere” als Ursache für das Verhalten des Partners. Nur etwa zehn Prozent der Betroffenen gehen mit ihrem Problem zum Arzt, durchschnittlich nach eineinhalb Jahren. Es lohnt sich jedoch, über den eigenen Schatten zu springen und sich frühzeitig vertrauensvoll an den Arzt zu wenden, da Erektionsstörungen heute in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden können.
Die Erektile Dysfunktion kann vielfältige Ursachen haben. Bereits ein ungesunder Lebensstil mit hohem Alkohol- und Tabakkonsum oder übermäßigem Stress kann zu anhaltenden Potenzstörungen führen. Häufig sind jedoch ernsthafte Grunderkrankungen dafür verantwortlich.
Nach eingehenden Gesprächen und gründlicher Untersuchung entwickelt der Urologe zusammen mit dem Patienten ein individuelles Behandlungskonzept. Da die Entscheidung für eine Therapiemaßnahme auch die Partnerin betrifft, wird der Arzt anregen, diese in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Bei überwiegend psychischen Ursachen helfen Beratungsgespräche, eine Paar- oder eine Psychotherapie. Liegen überwiegend organische Ursachen vor, hilft manchmal schon eine Änderung des Lebenstils. Wird eine Erkrankung wie Arteriosklerose oder Diabetes richtig behandelt, verschwinden oft auch die Potenzprobleme. Bei vielen Männern schaffen Medikamente, sogenannte PDE-5-Hemmer oder mechanische Hilfsmittel Abhilfe. Bei Hormonmangel wird eine Testosteronsubstitution durchgeführt.
Da die Erfolgsaussichten der Behandlung einer Erektilen Dysfunktion heutzutage sehr gut sind, können betroffene Männer sich und ihrer Partnerin viele Probleme ersparen, wenn sie rechtzeitig zum Arzt gehen.