Chronisch entzündliche Darmerkrankungen begleiten die davon Betroffenen ein ganzes Leben lang und treten meist in Schüben mit schweren Schmerzen, hoher Durchfallfrequenz und starken Blutverlusten auf.
In Deutschland gehören deutlich mehr als 300.000 Patienten zum Kollektiv der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Meist tritt die Erkrankung jenseits des 20. Lebensjahrs auf, es zeichnet sich aber ab, dass auch immer häufiger schon jüngere Menschen betroffen sind. Damit sind zunächst einmal die sozialen beruflichen Vorhaben neu zu überdenken, weil eine Erkrankung mit chronischen Durchfällen, heftigen Entzündungsschmerzen und der möglichen Konsequenz einer operativen Entfernung der befallenen Darmabschnitte ein Einschnitt in die normale Lebensgestaltung bedeuten kann. Besonders die Phasen zum Schulabschluss und Studium, während der Berufsausbildung oder bei der Familiengründung und -planung gehören zu den sensiblen Zeiten, in denen die Erkrankung erstmalig auftritt.
Es gibt keinen Unterschied der Häufigkeit des Auftretens bei Männern und Frauen, und die schubweise auftretenden akuten Bauchschmerzen und Durchfälle bleiben durchaus nicht auf den Magen Darm-Trakt begrenzt. Es stellen sich nicht selten Beschwerden an den Gelenken ein, nicht selten wird die Haut in das entzündliche Geschehen einbezogen und auch die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden.
Da es sich bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen offensichtlich um eine immunologische Störung handelt, wie sie auch für rheumatoide Arthritis und Schuppenflechte (Psoriasis) bekannt ist, wird eine gemeinsame pathologische Ursache auf der Ebene der Zellen des Immunsystems vermutet.
Solche Immun- und Entzündungszellen werden in erhöhter Konzentration bei allen diesen Krankheitsbildern gesehen, und neuere Untersuchungen lassen vermuten, dass TNF-alpha eine wichtige Rolle bei diesen Erkrankungen spielt.
Es sind aber nicht nur die körperlichen Symptome, die einen Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen belasten. Die zeitweise erhebliche Beeinträchtigung einer normalen Lebensführung stellt auch eine große psychische Belastung für die Betroffenen dar. Daher wird von diesem Kollektiv nicht nur ein guter Internist oder Gastroenterologe gebraucht, sondern auch ein einfühlsamer Arzt, der die Sorgen und Ängste versteht.
In solchen Situationen ist es immer hilfreich, mit Gleichgesinnten – sprich anderen Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung zu sprechen. Es existieren bundesweit Selbsthilfegruppen, die von der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) betreut werden. Hier können alle Betroffenen nicht nur psychische Unterstützung erfahren, sondern auch Rat und Hilfe zu Medikamenten und Hilfsmitteln bei künstlichem Darmausgang erhalten.