Wer Rheuma hat, ist auch einem bis zu 70 Prozent höheren Risiko ausgesetzt, einen Herzinfarkt zu bekommen oder auch eine Depression. Weil es sich bei Rheuma um eine chronische Entzündung handelt, sind nicht nur bestimmte Regionen, Gelenke oder Muskulatur betroffen, sondern es ist grundsätzlich der gesamte Körper in das entzündliche Geschehen einbezogen. Je nach Schweregrad eines entzündlichen Rheumas werden die Haut, die Gefäße oder sogar innere Organe beeinträchtigt.
Üblicherweise werden rheumatische Erkrankungen einer Fehlfunktion des Immunsystems zugeordnet, weil sich die Immunzellen gegen eigenes Körpergewebe richten und körpereigene Strukturen zerstören.
„Oft bringt die immunologische Fehlfunktion auch eine gestörte Infektionsabwehr mit sich“, so Professor Andreas Krause vom Immanuel Krankenhaus Berlin. Dies führt dazu, dass Menschen mit Rheuma häufiger eine Infektion erleiden, die auch einen schwereren Verlauf zeigt.
Therapeutisch besteht ein Dilemma, weil die Grunderkrankung Rheuma mit Medikamenten behandelt wird, die das Immunsystem zusätzlich schwächen und die Abwehrfunktion gegen Erreger ausgebremst wird. „Besonders problematisch ist dabei eine notwendige Kortisongabe. Diese Therapie ist mit niedriger Dosierung und kurzer Anwendungszeit zu handhaben. Moderne und gezielt wirkende Biologika können die Kortisontherapie ersetzen; aber wichtiger erscheint Krause auch der Impfschutz vor viralen Attacken.
Im Auge behalten sollten die Mediziner auch das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko bei Rheumapatienten, das ebenfalls durch die chronisch-systemische Entzündung gebahnt, und die Entstehung einer Arteriosklerose gefördert wird. Auch einige Rheumamedikamente sind für Patienten mit gleichzeitiger Herzerkrankung wenig geeignet für längere Therapiezeiten. Dies sollte bei kardiovaskulär vorgeschädigten Patienten immer berücksichtigt werden.
Nicht selten sind auch die Lunge und Bronchien in den entzündlichen Prozess integriert und verschlechtern die Langzeitprognose der Menschen mit entzündlichem Rheuma. Ebenso werden depressive Erkrankungen häufiger beobachtet, und damit ist nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch Adhärenz für die regelmäßige Medikamenteneinnahme. Um die Versorgung zu verbessern durch alle beteiligten Fachgruppen sollten Patientenschulungen verstärkt und der Aufbau eines Ärztenetzwerks zur interdisziplinären Versorgung von Menschen mit entzündlichem Rheuma gebildet werden.