Moderne, hochwirksame Arzneimittel zeichnen sich dadurch aus, daß sie rasch und effektiv auch schwerste Erkrankungen heilen oder zumindest lindern können.
Mit der erwünschten Wirkung einiger Substanzen sind nicht selten unerwünschte Nebenwirkungen verbunden, die wiederum für sich ein behandlungsbedürftiges Beschwerdebild darstellen können.
Eine große Zahl der arzneimittelinduzierten Nebenwirkungen betreffen den Verdauungstrakt und auf den meisten Beipackzetteln von Arzneimitteln sind Übelkeit, Meteorismus und Blähungen, krampfartige Schmerzen sowie Durchfall beschrieben.
Arzneimittel können einen Durchfall auf unterschiedlichen Wegen verursachen.
So kann der Transport des Darminhaltes beschleunigt werden, die Darmflüssigkeit wird nicht ausreichend resorbiert oder es kommt zu einer vermehrten Sekretion in die Darmlichtung. Jede dieser Störungen kann alleine oder sie können auch gemeinsam auftreten. Es handelt sich in den allermeisten Fällen um eine funktionelle Störung des Verdauungssystems.
Bei einigen Menschen führt die Gabe bestimmter Medikamente auch zu einer direkten Schädigung der Darmschleimhaut, was daran zu erkennen ist, daß der Stuhlgang blutig sein kann. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang besonders Arzneimittel gegen Krebserkrankungen, sogenannte Zytostatika, einige Antibiotika, magnesiumhaltige Substanzen zur Neutralisierung überschüssiger Magensäure, einige Herzmittel und natürlich eine große Zahl der Abführmittel.
Antibiotika, die oft unentbehrlich sind bei bakteriellen und fieberhaft verlaufenden Infektionen, sollen hier besonders erwähnt werden, weil sie jeden Tag und in allen Arztpraxen einer großen Zahl von Patienten verordnet werden. Fast alle Antibiotika können zu Durchfall führen, weil sie dem therapeutischen Zweck entsprechend, krankmachende Keime abtöten sollen.
Dabei werden aber auch die Keime angegriffen, die zur natürlichen Darmflora gehören und hier wichtige Aufgaben bei der Verarbeitung der aufgenommenen Nahrungsmittel erfüllen. Mit der Zerstörung der natürlichen Bakterien und Hefen im Darm wird den Darmwandzellen aber ein wichtiger Schutz genommen. Fehlt die natürliche Darmflora, wird den wirklich krankmachenden Keimen der Boden bereitet zum Wachstum und zur Vermehrung innerhalb des Darmlumens.
Die natürliche Darmflora beherbergt etwa 400 unterschiedliche Keimarten, die bei jedem Menschen individuell und unterschiedlich zusammengesetzt sind. Es sind im wesentlichen die Milchsäurebazillen (Lactobazillen) und nicht krankmachende (apathogene) Enterokokken, die auch dafür sorgen, daß sich krankmachende Keime im Darm nicht ansiedeln oder ausbreiten können.
Durch die keimzerstörende Wirkung eines Antibiotikums wird vor allem die Zusammensetzung der natürlichen Darmflora aus dem Gleichgewicht gebracht und dieses oft zugunsten krankmachender Keime verschoben.
Die fremden Keime können die Darmzellen angreifen und zu einer Colitis führen (Colon = Dickdarm, Colitis = Dickdarmentzündung). Viele der durch Antibiotika verursachten Durchfälle haben im allgemeinen einen milden Verlauf und heilen oft auch ohne therapeutische Maßnahmen aus.
Länger anhaltender Durchfall sollte aber mit einem wirksamen und nebenwirkungsarmen Durchfallmedikament behandelt werden. Aus dem pflanzlichen Bereich ist die Substanz aus der Uzara-Wurzel (Abb. rechts) hilfreich, die zu einer deutlichen Reduktion der verstärkten Darmbewegung führt und dadurch dem Durchfall entgegenwirkt. Außerdem hat dieses Medikament krampflösende Eigenschaften, sodaß auch die nahezu regelmäßig mit dem Durchfall auftretenden krampfartigen Beschwerden gebessert werden.
Wichtig bei jeder Behandlung ist es, den Durchfall nicht in eine chronische Verstopfung umzukehren, wie es bei einigen Durchfallmedikamenten vorkommt.
Zum Aufbau der angegriffenen oder zerstörten Darmflora hat es sich bewährt Hefepräparate zu verabreichen. Diese stimulieren das darmspezifische Immunsystem. Weil die Präparate lebende Hefezellen enthalten, die im Darm aussprossen, bildet sich auch ein schützender Belag über der Darmschleimhaut.
Dadurch werden heranwachsende Erreger verdrängt und schädigende Stoffe von der Schleimhaut ferngehalten.
Gefürchtet ist die Entwicklung einer sogenannten pseudomembranösen Colitis durch eine Antibiotikatherapie. Die Ausbreitung des Keims Clostridium difficile führt dazu, daß sich auf der Schleimhautoberfläche des Darms kleine Inseln ausbreiten, die mit einer membranähnlichen Schicht versehen sind und sehr viel Flüssigkeit und Schleim in das Darmlumen abgeben. Die unmittelbare Folge davon sind extrem wässrige Durchfälle, denen große Mengen Schleim beigemischt sind.
Die in dieser Form entzündeten Darmbereiche sind leicht verwundbar. Dadurch auftretende Schleimhautblutungen führen zu Blutbeimischungen und Durchfall.
Ein wichtiges Problem dieser Erkrankung ist – neben der Infektion durch die Ausbreitung der krankmachenden Erreger – ein enormer Flüssigkeits- und Eiweißverlust.
Zu ersetzen sind deshalb bei diesen Patienten in erster Linie die großen Wasser- und Elektrolytverluste.
Dieser Ersatz wird mit definierten Trinklösungen durchgeführt, wobei die Menge der verabreichten Flüssigkeit und Elektrolyte sich nach dem Ausmaß des Verlustes richtet. Auch der Eiweißverlust muß ausgeglichen werden.
Die Behandlung gestaltet sich oft schwierig, weil eine Erregerausbreitung und Infektion vorliegt, die durch ein gegen Infektionen gerichtetes Antibiotikum verursacht wurde. Es werden aus diesem Grund nur antibiotische Substanzen verwendet, die nicht aus dem Darm resorbiert werden und daher in ausreichend hoher Konzentration dem Keimwachstum im Darm zu Leibe rücken können.