Die Zahl der Adipösen mit einem BMI von ≥ 30 hat sich in den letzten Jahren verdreifacht und liegt inzwischen bei 16 Prozent in der Gesamtbevölkerung. Eine Studie weist nach, dass Frauen zu viel und Männer das Falsche essen, und dass viele Menschen mit Gewichtsproblemen insgesamt 3,5 Jahre ihrer Lebenszeit mit Diäten verbringen.
„Adipositas ist eine Krankheit und kein kleines gesellschaftliches Problem“, sagte Professor Stephan Jacob aus Villingen-Schwennigen. Durch Umweltfaktoren, genetische Ausstattung und falsche Ernährung, gepaart mit zu geringer Bewegung ist Deutschland inzwischen Europameister der Gewichtsprobleme.
„Die Kinder, die im Jahr 2000 geboren wurden, haben im Jahr 2050 eine deutlich geringere Lebenserwartung aufgrund ihrer Gewichtsproblematik“, so der Vizepräsident der Adipositas Stiftung Deutschland. Er prognostiziert den krankhaft Übergewichtigen ein Orchester aus Risikofaktoren, die als Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes, Hypertonie, Lipidstörungen, Hormonveränderungen, Gelenkerkrankungen und Erkrankungen die Lebenserwartung deutlich verkürzen.
Die Ursache allen Übels sieht er im abdominellen Fettgewebe (Bauchfett), das sehr stoffwechselaktiv ist und eine dauerhafte systemische Entzündung sowie eine konsekutive Arteriosklerose unterhält.
Die alleinige Bewertung des Körpergewichts mittels des Body Mass Index reicht zur Risikobewertung nicht mehr aus, und die regelmäßige Messung des Bauchumfangs ist unverzichtbar. Schon eine geringe Gewichtsreduktion trägt zur Verbesserung der Risikofaktoren erheblich bei. So kann ein Gewichtsverlust von nur 2,4 kg Körpergewicht vorwiegend das Fettgewebe betreffen und dieses um mehr als 12 Prozent gesenkt haben.
Der permanente Jojo-Effekt vieler Gewichtsreduktionsmaßnahmen ist Zeichen für die Mühe, die es dem Einzelnen macht, bei jedem Essen die Entwicklung des Körpergewichts im Auge zu behalten. Ein interdisziplinäres Team, welches die Adipösen bei der Gewichtsreduktion führt und unterstützt ist daher wichtig.
Doppelt so viele Männer wie Frauen sind mit ihrem Aussehen zufrieden, und doppelt so viele Frauen wie Männer wollen ihr Gewicht reduzieren. „Dieser Unterschied der Geschlechter wurde ermittelt“, sagte Privat-Dozent Thomas Ellrott aus Göttingen, der die Vielzahl der daraus resultierenden psychischen Veränderungen bei Gewichtsproblemen vorstellte. Anhand der Behandlungspyramide, die bei einem BMI jenseits von 30 angewendet werden sollte, sind die hochwahrscheinlich auftretenden Begleit- und Folgeerkrankungen vermeidbar.
Die bariatrische Therapie ist bei einem BMI jenseits von 50 unverzichtbar, die eine Nach- und Weiterbetreuung dieser Patienten erfordert. Diät, Bewegung und Verhaltenstherapie sind langfristig zu planen, und die optionale Unterstützung durch Pharmakotherapeutika wie Orlistat (alli®) ist eindeutig das beste Lebensstilkonzept zur effektiven Gewichtsreduktion. Eine vergleichende Untersuchung der Gewichtsreduktion unter Placebo zeigte einen Erfolg von drei Kilo in 16 Wochen, die durch die Unterstützung von alli® bei 4,5 Kilo lag.
Mit einer pharmakotherapeutischen Unterstützung und eventuell einem Mahlzeitenersatz mit geeigneten Produkten kann die Gewichtsreduktion um 50 Prozent verbessert werden. Die Strategie zum Leitthema des Europäischen Adipositas Tages „Stopp yo-yo“ zielt darauf, die einmal erreichte Gewichtsreduktion auch langfristig zu erhalten.
„Regelmäßiges Wiegen und Messen des Bauchumfangs, tägliches Frühstücken und die Mahlzeiten aus weniger Fett und mehr Proteinen gestalten, gehören mit dem Essprotokoll ebenso zur Verhinderung des Gewicht-Wiederanstiegs wie ausreichende Trinkmengen ungesüßter Getränke und vermehrte Alltagsaktivitäten. Das Erfolgsprogramm sollte immer auch Verhaltens-Freiraum lassen“, so Ellrott.