“Antibakteriell”, “bakterizid”, “biozid”: Wer es im Haushalt hygienisch haben will, muss gründlich desinfizieren – so suggeriert es die Werbung. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) rät:
Die Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln können die Gesundheit gefährden.
Antibakterielle Reiniger, Pumpsprays, Reinigungstücher, Geschirrspülmittel, Pflegeseife oder Vollwaschmittel haben zum Teil problematische Inhaltsstoffe mit reizender, ätzender oder giftiger Wirkung.
So sind zum Beispiel Verätzungen an Händen oder Schleimhäuten möglich, wobei Augenverletzungen die schwer wiegendsten Folgen bis hin zur Erblindung haben können. Besonders die Pumpsprays sind heikel, da die Aerosole leicht in die Schleimhäute gelangen.
Beim häufigen Umgang mit Wasser und Chemikalien ohne Schutzmaßnahmen können sich Abnutzungsdermatosen entwickeln. Die Hände werden schrundig, gerötet, die Haut entzündet sich. Durch diese Eintrittspforte können Krankheitserreger und sensibilisierende Stoffe eindringen, die Allergien auslösen. So wirken die in Desinfektionsmitteln oft enthaltenen Chemikalien Benzalkoniumchlorid und Glutardialdehyd allergisierend, Formaldehyd steht zusätzlich im Verdacht, Krebs erregende Eigenschaften zu haben, Glyoxal kann vermutlich das Erbgut verändern. Desinfektionsmittel mit diesen Stoffen sollten nur im professionellen Bereich verwendet werden. Doch auch Profi-Reiniger sind im Handel erhältlich. Wer sie anwendet, sollte sich schützen.
Eine weitere Gefahr entsteht dadurch, dass aus Unkenntnis unsachgemäß mit Gefahrstoffen umgegangen wird. Wenn man ein hypochlorithaltiges Desinfektionsmittel mit einem säurehaltigen vermengt, wird giftiges Chlorgas freigesetzt, das die Atemwege verätzen kann.
Manche Reiniger enthalten bis zu 80 Prozent Äthanol oder Propanol. Werden damit größere Flächen gereinigt, entsteht Brandgefahr durch Zigaretten und offenes Feuer. Auch auf heißen Oberflächen wie Herdplatten dürfen sie nicht verwendet werden. Daher gilt im Umgang mit Gefahrstoffen: Nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen!
Tests zeigen außerdem: Desinfektion im Haushalt bringt keinen zusätzlichen Nutzen. Wasser, herkömmliche Fett- und Eiweißlöser sowie kräftiges Schrubben bringen Verschmutzungen genauso effektiv auf ein gesundheitlich unbedenkliches Niveau – sogar in Sanitärräumen und im Umgang mit Haustieren.
Wer absolut nicht auf Chemie verzichten will, sollte wenigstens von harten Säuren wie Phosphor- oder Salzsäure auf weiche wie Zitronen- oder Essigsäure umsteigen.