Fast jeder 4. deutsche Mann ist übergewichtig und setzt damit nicht nur seine Gesundheit aufs Spiel, sondern ebenso eine zufriedenstellende Sexualität. Keine Lust auf Sex oder gar Potenzstörungen treten bei übergewichtigen Männern weitaus häufiger auf.
Irgendwann ist er da. Wenn jenseits des 30 Lebensjahrs die Zeiten vorbei sind, in denen man bedenkenlos Pommes, Chips oder Bier vertilgen konnte, ist seine Zeit gekommen. Wenn dann noch stress- oder berufsbedingt zu wenig Bewegung im Spiel ist, hat man schnell einen unerfreulichen Begleiter an der Seite, der freiwillig nicht so schnell wieder verschwindet: den klassischen Männerbauch.
Traditionell gilt ein Bauchträger als besonders gemütlich, der Bierbauch als Kavaliersdelikt. Doch das Übergewicht hat gefährliche Folgen: „In keinem anderen Land auf dem Kontinent gibt es mehr plötzliche Herztode“, so Prof. Ulrich Wetterauer, Androloge, Urologe und Vorstand des Informationszentrums für Sexualität und Gesundheit (ISG) e.V., „auch bei den Schlaganfällen liegt die Bundesrepublik weit vorne.“ Übergewichtige Männer neigen zu Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung, auch das Diabetes-Risiko höher.
Bei Übergewichtigen herrscht Flaute in der Hose! „Potenzprobleme können sogar ein erstes Warnsignal für das Auftreten von ernsthaften Krankheiten sein“, sagt Prof. Wetterauer weiter. Das hat folgenden Grund: Weil Bluthochdruck und ein hoher Cholesterinspiegel nach und nach die Gefäße schädigen, hakt es auch mit der Blutversorgung im Penis, die für eine Erektion notwendig ist. Weil die Gefäße dort sehr fein sind, kann man von Erektionsstörungen häufig auf Diabetes, Arterienverengung oder Bluthochdruck schließen, lange bevor z.B. die Herzgefäße im Körper betroffen sind.
Kommen Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung – zusammen, spricht man vom metabolischen Syndrom: eine Konstellation, die das Risiko deutlich erhöht, im Laufe des Lebens an einem schweren Herzleiden zu erkranken. Der Kampf gegen den Bauch ist also weit mehr als nur eine Frage der Optik. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Testosteron. Prof. Wetterauer klärt auf: „Männer mit zu vielen Pfunden auf den Rippen weisen häufig einen zu niedrigen Spiegel des Sexualhormons auf.
Denn das Bauchfett ist nicht wie allgemein angenommen nur totes Gewebe, sondern hoch aktiv: nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen wandelt das Fett im Körper Testosteron in das weibliche Sexualhormon Östrogen um – was auch der Grund dafür ist, dass dicke Männer Brüste bekommen können.“ Je größer also der Bauchumfang ist, desto niedriger der Testosteronspiegel, dies kann direkte Auswirkungen auf das sexuelles Interesse haben. Testosteron wird wohl nicht nur benötigt, um die Libido aufrechtzuerhalten, sondern könnte auch Hilfe beim Abnehmen sein, wie aktuelle Studien nahelegen.
Bei Fettleibigkeit des Mannes kann die Testosteron-Substitution ein Mittel sein, um das Körpergewicht zu reduzieren und sowohl das Risiko von Diabetes als auch das eines metabolischen Syndroms zu mindern. Männer mit einem Bauchumfang von mehr als 102 Zentimetern sollten deshalb nicht nur auf herkömmliche Weise versuchen abzunehmen, sondern auch beim Arzt ihren Testosteronspiegel überprüfen lassen. Liegt er zu niedrig, können die fehlenden Hormone ersetzt werden.
Erektionsstörungen lassen sich mithilfe von Medikamenten oder Hilfsmitteln erfolgreich behandeln. Der Androloge (Männerarzt) wäre der richtige Ansprechpartner für diese Therapien. „Viele betroffene Männer melden sich beim ISG mit der Frage nach kompetenten Ärzten in Wohnortnähe“, sagt Prof. Wetterauer. „Im Expertenpool des ISG haben sich bundesweit Ärzte unterschiedlicher Disziplinen zusammengeschlossen, die alle im Bereich sexuelle Funktionsstörungen spezialisiert sind. „Denn“, meint Prof. Wetterauer, „guter und regelmäßiger Sex führt zu einem besseren Körper- und Lebensgefühl und kann nach unserer Erfahrung dem Wunsch nach Gewichtsreduktion ordentlich Auftrieb geben.“ Der Experte empfiehlt als Basismaßnahme tägliche Bewegung und eine maßvolle mediterrane Ernährung.
Der Kampf gegen den Bauch, er dient also nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Männlichkeit.