Die Zahl der Amputationen bei Menschen mit Diabetes ist nach wie vor viel zu hoch. Die aktuelle Situation ist beklagenswert, und obwohl den meisten Patienten mit Diabetes die Fußprobleme bekannt sind, fehlt oft die darauf gerichtete Achtsamkeit für die häufigste Komplikation bei gestörtem Glukosestoffwechsel.
Aufgrund einer Schädigung der Nerven in der Peripherie bleiben kleinste Verletzungen unbemerkt, es dringen Erreger ein, die eine Infektion verursachen. Diese kann bei diabetischen Füßen nur sehr schwer heilen. Werden die Läsionen weiter übersehen, entstehen Ulzerationen und eine Gewebszerstörung, die immer weiter fortschreitet. Es beginnt häufig mit der Amputation einzelner Zehen, und die Operationswunden unterliegen ebenfalls den erschwerten Heilungsbedingungen.
Mit fortschreitender Ausbreitung der Gewebenekrosen weitet sich auch das Amputationsgebiet aus: nach den Zehen folgt der Vorfuß, danach nicht selten der gesamte Fuß, bis zur späteren Amputation des Unterschenkels. So wird aus einem kleinen Operationgebiet (Minor-Amputation) eine stetig wachsende Notwendigkeit das Gebiet weiter auszudehnen bis zur Major-Amputation.
Je schlechter die Blutzuckerkontrolle ist, umso häufiger wird das periphere Gewebe von der Diabeteskomplikation einer Nervenschädigung und Durchblutungsstörung erreicht.
Um diese Entwicklung zu verhindern, sind unbedingte Präventionsmaßnahmen notwendig. In erster Linie sollte das Bewusstsein jedes Menschen mit Diabetes auf die Verletzlichkeit seine Füße gelenkt werden, damit er eine regelmäßige und richtig durchgeführte Fußpflege kennt und für sich selbst einfordert. Es geht dabei um sorgfältige Hygiene zu Hause, beim Fußbad und der nachfolgenden Hautpflege. Die Füße mit scharfen Gegenständen zu behandeln, Barfußlaufen und zu heiße Fußbäder oder Wärmflaschen sind absolut verboten. Die oft verstärkte Hornhaut oder die Druckstellen zu entfernen sowie das Schneiden der Fußnägel sollte ausschließlich einem medizinischen Podologen überlassen werden.
Eine diabetische Neuropathie hängt mit der Diabetesdauer und der Qualität der Blutzuckereinstellung eng zusammen. Daher sind häufig ältere Menschen davon betroffen. Deren Mobilität ist oft eingeschränkt, und sie können selbst nicht mehr ihre Füße inspizieren. Auch bemerken sie nicht, dass die Haut an den Füßen immer trockener, spröder und rissiger wird. Die Talg- und Schweißdrüsen stellen ihre Produktion zunehmend ein, und dies ist ein wesentlicher Grund für die erhöhte Verletzbarkeit an den Füßen. Gangunsicherheit und Fehlbelastung verändern die Fußform des Diabetikers, und daraus resultiert eine Fehlbelastung mit der Entstehung massiver Druckstellen.
Ein wesentliches Problem ist die verringerte Schmerzempfindung aufgrund der Nervenschädigung. Rhagaden und Blasenbildung werden nicht mehr bemerkt und diese sind meist der Ausgangsschaden für eine Infektion.
Spätestens dann sind die podologische und ärztliche Kompetenz gefragt, und deren interdisziplinäre Zusammenarbeit für die Diagnostik und Therapie ist unverzichtbar. Druckentlastung des Fußes ist oberstes Gebot, professionelle Wundbehandlung und die Verbesserung der Durchblutung gehören ebenso zur Therapie wie die sachgerechte Behandlung bakterieller oder pilzbedingter Infektionen. Für den Patienten steht die Fußhygiene und Fußpflege mit den richtigen Produkten an oberster Stelle seiner täglichen Anwendungen. Jeder Mensch mit Diabetes kann mit seinen Therapeuten in enger Zusammenarbeit vielfach eine Amputation verhindern.