Leipzig. Die Zahl der Diabetiker und auch die der Adipösen steigt kontinuierlich an, und meist treten diese beiden chronischen Erkrankungen in Kombination auf. Dieser Entwicklung gegenzusteuern, fordert ein Höchstmaß an Disziplin und Motivation an die erfolgreiche Behandlung der Betroffenen.
Dieser Herausforderung sind die Diabetiker und Übergewichtigen oder Adipösen in der Selbstbehandlung selten gewachsen, es stellen sich immer wieder Rückschläge durch Gewichtszunahme oder Zuckerentgleisungen ein, die ei den Betroffenen Probleme mit dem Selbstwertgefühl hervorrufen und zu Depressionen führen können.
Diabetiker müssen täglich mehrmals ihren Blutzucker selbst messen, wenn sie Insulin injizieren. Voraussetzung für ein erfolgreiches Diabetesmanagement ist aber die fundierte Kenntnis der pathophysiologischen Zusammenhänge, die eine korrekte Berechnung der jeweils erforderlichen Anpassung der Insulinmenge an die gemessenen Blutzuckerwerte ermöglicht. Sind die Patienten gleichzeitig Adipös oder stark übergewichtig, ist eine ausgewogene, kalorienangepasste Ernährung und verstärkte körperliche Bewegung unabdingbar.
„Dafür müssen Verzicht und Einschränkungen in Kauf genommen werden, erläuterte Dr. phil. Andrea Benecke, Leiterin des Psychodiabetologischen Forschungs- und Behandlungsschwerpunkts an der Universität Mainz, diese Problematik. Die Betroffenen müssten sich täglich für eine negativ erlebte Situation entscheiden, und diese entsprechen durchaus nicht der menschlichen Natur, die unmittelbar positive Erfahrungen machen wolle.
Es erschwert das Leben der Diabetiker in besonderer Weise, weil ein Blutzuckerspiegel nicht hundertprozentig kontrollierbar ist. Auch die Erfahrung einen Gewichtsanstieg registrieren zu müssen, obwohl man sich zuvor mit dem Essen extrem eingeschränkt hat, wirkt frustrierend und deprimierend. „Solche Erlebnisse wirken zusätzlich demotivierend, verursachen ein Gefühl der Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit und des Versagens“, führte die Referentin aus. Die Manifestation einer Depression oder Angststörung ist dann nicht mehr weit“. Es wird durch Erfahrungen und Zahlen belegt, dass Depressionen bei Diabetikern doppelt so häufig auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Angststörungen sind bei Diabetikern um 20 Prozent höher als bei Nicht-Diabetikern. Als unmittelbare Folge von Depression und Angst ist eine schlechtere Blutzuckereinstellung und die Gewichtssituation verschärft sich zusätzlich.
Dieser Entwicklung sollte die Therapie entgegenwirken und die Motivation zur Selbstbehandlung muss gestärkt werden. Dazu bieten die Expertenpsychotherapeutische Lösungswege an. So führt ie Schema-Therapie zu einer Identifizierung der negativen Einstellungen, sie seinem Selbstwertgefühl schaden und seine Kompetenz in Frage stellen. Gemeinsam mit dem Therapeuten verändert der Patient die negativen Schemata und kann gesündere Verhaltensweisen etablieren.
Schwierige Lebensumstände besser annehmen zu können, sind das Ziel der Acceptance-and-Commitment-Therapie, bei der psychische oder körperliche Schmerzen in das eigene Leben integriert werden, anstatt sie zu bekämpfen. Dabei lernen die Betroffenen Lebensziele mit der Erkrankung zu erreichen, und nicht trotz der Erkrankung.
Ein neuer Ansatz hilft den Patienten, die unter schweren Essattacken, z.B. Binge-Eating, leiden. Solche Patienten zeigen ein deutliches Vermeidungsverhalten und wollen sich nicht mit der negativen Selbsteinschätzung oder mit ihrem Körperbild beschäftigen. Hierbei helfen therapeutisch geleitete Konfrontationen vor dem Spiegel, die das Vermeidungsverhalten abbauen und regelmäßige körperbezogene Aktivitäten etablieren, so Benecke.