Mit steigenden Temperaturen werden die Zecken wieder aktiv, und in diesem Jahr könnte die Zeckenplage sogar noch ansteigen. In vielen Regionen Deutschlands kann ein Biss der kleinen Krabbeltiere gefährlich sein, weil sie die Lyme-Borreliose übertragen, die bei bis zu 100.000 Bürgern diagnostiziert wird. Wird diese Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können sich ernsthafte und lang anhaltende Probleme einstellen.
Eine Impfung gegen diese Infektion mit Borrelien existiert noch nicht, wohl aber kann durch die rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika die Infektion wirksam bekämpft werden.
Eine weitere von den Zecken übertragene Erkrankung wird durch Viren verursacht: die sogenannte Frühsommer-Meningo-Enzephalitis. Auch von dieser Infektion durch die Spinnentiere werden jährlich mehrere hundert Fälle gemeldet, und die Experten vermuten, dass die Zahl in diesem Jahr erneut ansteigen wird. Es handelt sich dabei um eine Viruserkrankung des Zentralen Nervensystems, durch die oft langwierige und in manchen Fällen sogar lebenslange Beschwerden resultieren können. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sind die mentalen Auswirkungen der Infektion, die häufig mit einer emotional labilen Gefühlslage verbunden sind. Kopfschmerzen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, aber auch Probleme beim Schlucken, Hören oder Sprechen werden als körperliche Symptome beschrieben, die schlimmstenfalls auch als Lähmungserscheinung einer Extremität imponieren können. Bei älteren Menschen jenseits des 50. Lebensjahrs kann die Virusinfektion in wenigen Fällen auch tödlich verlaufen.
Gegen die Manifestation dieser viralen Infektion gibt es eine Impfung, und eine dadurch vorgenommene Prävention ist der wirksamste Schutz vor der Krankheitsübertragung. Dazu wird zunächst eine Grundimmunisierung vorgenommen, die aus drei Impfungen besteht. Die ersten beiden Impftermine sollten innerhalb von drei Monaten wahrgenommen werden. Während nach der zweiten Impfung bereits ein ausreichender Impfschutz besteht, stellt die dritte Impfung, die spätestens zwölf Monate nach der ersten Impfung verabreicht werden sollte, den Langzeitschutz für ca. drei Jahre sicher.
Dies bedeutet, dass vor allem bei Menschen jenseits des 50. Lebensjahrs alle drei Jahre eine erneute Prävention vor der gefürchteten Frühsommer-Meningo-Enzephalitis erfolgen sollte.
In Europa am weitesten verbreitet ist die Art Ixodes ricinus, die landläufig als der gemeine Holzbock bekannt ist. In den ersten warmen Tagen findet man ihn in hohem Gras oder er sitzt an Gebüschen, so dass er von Spaziergängern oder Tieren (z.B. Hunden und Katzen) abgestreift und mitgenommen wird. Auch Tiere können sich über die Zecken mit schweren Erkrankungen infizieren, und ein Zeckenhalsband oder eine synthetische Substanz zur Zeckenabwehr können die Tiere vor der Infektion schützen.
Ungeimpfte, die lange Spaziergänge im Wald oder durch die Wiesen planen, können sich mit sogenannten Repellentien (Insekten-abweisende Mittel) einigermaßen gegen den Befall von Zecken schützen. Hilfreich ist auf jeden Fall das Tragen von langen Hosen, langärmeliger Oberbekleidung und festem Schuhwerk.
Nach jedem Aufenthalt im Freien ist es nützlich, den gesamten Körper sorgfältig abzusuchen, ob eines oder mehrere dieser Spinnentiere auf der Haut sichtbar werden oder sich sogar schon durch die Haut gebohrt haben. Regionen mit dünner Haut, wie etwa die Achselhöhle, Kniekehlen, die Leiste oder der Haaransatz werden von den Zecken bevorzugt aufgesucht. Hat sich eine Zecke bereits in der Haut verankert und mit Blut vollgesaugt, sollte sie sofort und richtig entfernt werden. Dazu gibt es spezielle Pinzetten, die es ermöglichen, das Tier direkt hinter dem Kopf, also möglichst nahe an der Haut, zu fassen und durch langsames Ziehen aus seiner Position zu entfernen. Vorsicht ist dabei geboten, dass man nicht an dem blutgefüllten Hinterleib der Zecke quetscht, weil sonst die Erreger vermehrt in die Blutbahn gelangen können.
Dr. D. Wessmann