Migräne ist eine Erkrankung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Erst kürzlich wurde ein Gen gefunden, das für die Vererbung einer seltenen Variante der Migräne verantwortlich gemacht wird.
Treten auslösende Faktoren auf, kann es zur Migräneattacke kommen.
Die aktuelle wissenschaftliche Theorie der Entstehung von Migräneattacken besagt, dass eine Entzündung an den Blutgefäßen vorausgeht.
Die Schmerzereignisse im Kopfbereich werden über einen Hirnnerv (Trigeminus) signalisiert. Wird im Tierexperiment dieser Nerv gereizt, erweitern sich die Hirngefäße und lassen Schmerzbotenstoffe aus der Blutbahn ins Gewebe austreten.
Dies verursacht eine Entzündung, die die Schmerzfasern aktiviert und Kopfschmerz verursacht. Es konnte gezeigt werden, dass bei Migränepatienten während einer Attacke ein „Migränegenerator“ aktiv ist, der medikamentös „ausgeschaltet“ werden kann.
Auslösende Faktoren:
Auslösende Faktoren sind nicht mit den Ursachen der Migräne gleich zu setzen.
- Weibliche Hormone:Bei etwa sieben Prozent aller Frauen ist die Migräne streng an die Periode gebunden. Es kommt vor und nach der Periodenblutung zu Migräneattacken. Welche Rolle die Hormone dabei genau spielen, ist noch unbekannt.
Bei etwa 60 Prozent aller Patientinnen verschlechtert die Einnahme der Pille eine bestehende Migräne, oder hormonelle Verhütungsmittel lösen die Migräne aus. Gelegentlich helfen niedrig dosierte
Östrogene in der Pillenpause, ein Wechsel oder das Absetzen der Pille bei menstruell bedingten Migräneattacken. Diese Behandlung sollte nur in Rücksprache mit erfahrenen Kopfschmerztherapeuten erfolgen.
- Streß:Jeder Mensch erfährt Streß in unterschiedlichem Ausmaß. Viele Patienten berichten, dass Migräneattacken nach Situationen auftreten, die als extrem belastend empfunden wurden.
Streß ist ein individuelles Phänomen und wissenschaftlich nur schwer meßbar. Migränepatienten sind meist sehr fleißige, korrekte Menschen, die ein überdurchschnittliches Arbeitspensum bewältigen können.
- Schlaf:Sowohl zuviel als auch zu wenig Schlaf kann Migräneattacken auslösen. Häufig stellt sich eine Migräneattacke ein, wenn am Wochenende oder im Urlaub der übliche Wach- Schlafrhythmus geändert wird.
- Nahrung:Nahrungsmittel wie Rotwein, Käse oder Nüsse sind bei einem Teil der Patienten für Migräneattacken verantwortlich. Hilfreich ist ein Tagebuch, in das alle potenziell auslösenden Faktoren eingetragen werden, so dass diese bekannt sind.
Man muss nicht auf bestimmte Nahrungsmittel, die man möglicherweise sogar gerne ißt, verzichten. Eine Ausnahme bilden alkoholische Getränke, die, vor allem im Überfluss genossen, Migräneattacken auslösen können. Migränepatienten meiden meist automatisch solche Auslöser. Nur wenige sind Raucher.
Migräne im Verlauf des Lebens:
Auch wenn keine individuelle Voraussage für einen Patienten getroffen werden kann, ist es doch möglich, den Verlauf einer Migräneerkrankung im Leben zu beschreiben.
Vor der Pubertät sind Mädchen und Jungen häufig von Migräne betroffen, gelegentlich verliert sich die Neigung zu Migräneattacken. Nach der Pubertät leiden Frauen zwei- bis dreimal häufiger als Männer.
Zwischen dem 20.-40. Lebensjahr nehmen Häufigkeit und Intensität zu. In der Schwangerschaft nehmen die Migräneattacken oft ab. Nach den Wechseljahren tritt die Migräne meist gemildert auf oder verschwindet völlig.
Tipps für Migränepatienten
Allgemeine Maßnahmen
- Führen Sie ein Migränetagebuch, das Sie zum Arzt mitbringen. So ist eine Therapieentscheidungen leichter zu treffen.
- Treiben Sie regelmäßig Ausdauersport. Häufig bessert dies die Symptomatik.
- Muskelentspannung und Streßbewältigungsstrategien sind hilfreich, weil sie die individuelle Schmerzschwelle anheben können.
- Bei akuten Attacken helfen oft physikalische Maßnahmen wie Kälteanwendungen. Auch Ruhe und Schlaf tragen zur Linderung der Migräne bei.
Medikamentöse Maßnahmen
Empfohlen wird, vor oder mit der Einnahme eines Migräne-Medikamentes gleichzeitig ein Präparat gegen Übelkeit und Erbrechen zu nehmen, z.B. Metodopramid plus Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen.
Ist diese Therapie erfolglos, werden Triptan- oder Aspisol-Injektionen erforderlich. Auch Acetyl-Salicyl-Säure (ASS) kann intravenös oder als Tablette gegeben werden.