Ist es eine normale Alterserscheinung, oder eine veritable Erkrankung. Bei immer mehr Senioren werden Darmausstülpungen diagnostiziert, die sogenannten Divertikel, und zwei Drittel der Menschen jenseits des 70sten Lebensjahres sind davon betroffen.
Tatsächlich leiden aber die meisten Menschen nicht an diesbezüglichen Symptomen und bedürfen keiner Behandlung. Bei 20 Prozent kommt es zu Entzündungen, Blutungen oder anderen Komplikationen, die eine rasche Therapie notwendig machen.
Um die Aufmerksamkeit für diese Erkrankung zu stärken, widmet sich die Gastro-Liga e.V. der Divertikelkrankheit auf ihrem diesjährigen Magen-Darm-Tag am 5. November. Nicht zuletzt weil immer mehr jüngere Erwachsene daran leiden.
Entzünden sich die Divertikel, sprechen die Mediziner von einer Divertikulitis, die mit Bauchkrämpfen und Schmerzen im linken Oberbauch einhergeht. Zu den Begleitsymptomen gehören auffällige Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Fieber und blutiger Stuhlgang. Bei solchen Symptomen sollte nicht nur bei älteren Patienten eine Divertikulose angenommen werden, so Professor Ludger Leifeld , Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim. Immer häufiger sind Menschen vor dem 40. Lebensjahr betroffen, und dies spricht für eine Verlagerung der Erkrankung zum jüngeren Kollektiv. Es wird angenommen, dass dies eine Folge des modernen Lebensstils ist, bei dem Bewegungsmangel und ballaststoffarme Ernährung an der Tagesordnung sind. Auch durch den Verzehr von zu viel Fleisch wird ein kann als Ursache für die Entstehung von Darm-Divertikeln angesehen werden. Für Tabak- und Alkoholkonsum besteht bisher nur ein Verdacht für die Förderung der Divertikelausprägung.
Der Schlüssel liegt in solchen Fällen in einer erfolgreichen Prävention, gesunder Lebensweise, ballaststoffreicher Kost und regelmäßiger körperlicher Bewegung. „Sobald Entzündungssymptome auftreten, sollte der Betroffene einen Gastroenterologen aufsuchen, empfiehlt Leifeld. Bleibt eine solche Entzündung unbemerkt und unbehandelt, besteht die Gefahr von Komplikationen, z.b. Abszesse, Darmwand-Durchbruch und Bauchfellentzündung.
Seit 2014 existieren Leitlinien für die Behandlung der Divertikulitis, die von der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie festgelegt wurden, so Professor Christian Trautwein, DGVS-Vorstandsmitglied. Darin ist festgelegt, dass unkomplizierte Verläufe einer Divertikulitis nicht mehr unbedingt mit Antibiotika behandelt werden müssen, da eine leichte Entzündung oft von alleine abheilt.
Bei chronsichen Verläufen mit immer wiederkehrenden Entzündungschüben kann zunächst mit Hilfe bildgebender Verfahren der Schweregrad bestimmt werden, an der sich die Behandlungsstrategie orientiert.
Dickdarm-Divertikel: erworbene Ausstülpung der Darmschleimhaut und der darunter liegenden Bindegewebsschicht durch muskulär schwache Darmwandlücken.
Divertikulose: Divertikel im Dickdarm, die ohne Symptome bestehen.
Divertikelkrankheit: wenn die Ausstülpungen der Darmwand zu Symptomen, Beschwerden oder Komplikationen führen.
Divertikulitis: Entzündung der Divertikel und angrenzender Strukturen
- DGVS –