Schon bei Wilhelm Busch wurde das Zipperlein erwähnt, welches die klassische Gicht beschreibt. Ein schmerzhaft-akuter Anfall im Großzehengrundgelenk, die Podagra, die Ausdruck einer symptomatischen Hyperurikämie (erhöhte Harnsäurekonzentration) ist. Dabei handelt es sich um die häufigste Gelenkentzündung beim männlichen Geschlecht, die bei Frauen vorwiegend erst im höheren Lebensalter auftritt.
Will man die Ursache beschreiben, kann ein erhöhter Harnsäurespiegel nicht alleine angeschuldigt werden. Die Gicht hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen in der Bevölkerung, und wird als Ausdruck des demografischen Wandels einer immer älter werdenden Gesellschaft interpretiert. Ebenso werden die Veränderung des Lebensstils und der damit assoziierte Anstieg übergewichtiger und adipöser Menschen, das metabolische Syndrom, die Hypertonie und der Alkoholmissbrauch angeschuldigt zur steigenden Häufigkeit der Gicht beizutragen.
Alle Studien deuten darauf hin, dass das männliche Geschlecht drei- bis viermal häufiger an Gicht erkrankt als die Frauen. Bei diesen tritt eine Gicht meist erst nach der Menopause auf, weil dann die Produktion urikosurisch (harntreibend) wirksamer Östrogene erheblich abnimmt.
Außer Frage steht, dass nahezu immer eine genetische Prädisposition vorliegt, die als eingeschränkte Nierenfunktion eine Störung der Harnsäureausscheidung nach sich zieht. Daraus resultiert eine dauerhaft erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Serum, die zusätzlich gesteigert wird durch purinreiche Ernährung (Schalentiere/Pilze ect) oder erhöhtem Alkoholkonsum.
Bei solchen Voraussetzungen entsteht nicht selten ein akuter Gichtanfall, der bevorzugt das Großzehengrundgelenk betrifft. Meist ist initial nur ein einzelnes Gelenk betroffen (Monarthritis); bei den Senioren kann auch eine polyartikuläre Manifestation beobachtet werden. Dabei sind Gelenke am Fuß, dem Knie, den Fingern oder am Handgelenk und dem Ellenbogen ebenfalls in das entzündliche Geschehen einbezogen. Wenn Alkohol und purinreiche Ernährung nicht vorliegen, sollte der Betroffene danach gefragt werden, ob er eine strenge Diät macht oder intensiv gefastet hat, ob eine Operation erfolgt ist oder eine diuretische Therapie eingeleitet wurde.
Zur Behandlung der Gicht stehen sehr wirksame Medikamente zur Verfügung, die rasch zur Ausscheidung der hohen Harnsäurespiegel betragen und die akute Entzündung beseitigen. Viele Gichtpatienten beenden nach der Akuttherapie die Einnahme der Medikamente, und gehen damit ein sehr hohes Risiko wiederholter Gichtanfälle ein. Langfristig können dauerhaft erhöhten Harnsäurekonzentrationen im Blut eine schwere tophöse Gicht (Gichtknoten) mit stetig wiederkehrenden Gichtanfällen hervorrufen. Es kommt nämlich zur Ablagerung von Uratkristallen und einer Ausbildung von Gichtknoten an unterschiedlichen Körperstellen. Bevorzugt sind die Fingergelenke und Hände, die Ohren, die Nieren und die Augen davon betroffen. Auch verschlechtert sich dadurch die Nierenfunktion und an den Gefäßen bilden sich vermehrt Ablagerungen.
Mit einer manifesten Symptomatischen Hyperurikämie steigt damit das Risiko für Herzerkrankungen bei Männern um neun Prozent und bei Frauen um 26 Prozent. Dies beschreibt die Ursache für die erhöhte Sterblichkeit mit einem dauerhaften Anstieg der Harnsäure über 1 mg/dl. Es wird daher in den Leitlinien der EULAR (Europäische Rheumatologen-Gesellschaft) eine konsequente Absenkung erhöhter Harnsäurewerte auf weniger als 6 mg/dl (0,156 mmol/l) gefordert, sowie die dauerhaft präventive Einnahme Harnsäure-senkender Medikamente.