Von sexuellen Funktionsstörungen sind – nach den Ergebnissen einer amerikanischen Studie – 43 Prozent aller Frauen und 31 Prozent der Männer jenseits des sechzigsten Lebensjahrs betroffen.
In Deutschland wurde ermittelt, dass jede fünfte Frau in den Wechseljahren stark unter dem Verlust der Libido (fehlende sexuelle Lust) leidet. Aber nur jede zehnte Betroffene sucht ärztliche Beratung oder Hilfe.
Vor allem ist das sexuelle Erleben von Frauen sehr störanfällig. Überlastung durch Familie und Berufstätigkeit, psychische Überforderungen und unterschiedliche Probleme in der Partnerschaft beeinträchtigen die Sexualität der Frauen erheblich. Naturgemäß verändert sich die normale Sexualität mit zunehmendem Alter in den meisten langjährigen Partnerschaften. In Abhängigkeit von der Belastungssituation oder persönlichem Konflikt kann die Sexualität auch vorübergehend leiden. Sollte sich aber eine dauerhafte Unlust für erotisches oder sexuelles Beisammensein einstellen, sollte dringend etwas unternommen werden, gegebenenfalls ärztliche Hilfe oder therapeutische Beratung in Anspruch genommen werden.
Als erste Maßnahme ist es wichtig mit dem Partner über die Veränderung zu sprechen. Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, seine Wünsche und Vorstellungen zu kommunizieren, damit ein Verständnis für die Situation des Betroffenen aufgebaut werden kann. Schuldzuweisungen oder gegenseitige Vorwürfe sind in einem solchen Gespräch mehr als fehl am Platz, und jede diskriminierende oder schuldzuweisende Äußerung sollte vermieden werden.
Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen vor oder nach der Menopause sollten immer auch dem Gynäkologen/der Gynäkologin vorgestellt werden. Ohne Schamgefühle lassen sich die Symptome dort schildern, so dass mögliche körperliche Veränderungen therapeutisch reguliert werden können. Es kann ein Hormonmangel vorliegen, es können aber auch Medikamente, die wegen einer anderen Grunderkrankung verordnet wurden, verantwortlich sein für die fehlende sexuelle Lust. Nicht selten stellen sich bei Frauen in der Menopause auch depressive Verstimmungen ein. Dann werden Antidepressiva verordnet, die wiederum negativ auf die Sexualität wirken. Mit zunehmendem Alter ansteigender Blutdruck oder Blutdruckspitzen werden in vielen Fällen mit einem Betablocker normalisiert, wobei die Einnahme dieser Substanz dazu führen kann, dass auch das Sexualleben negativ beeinflusst wird.
Gravierend wirken sich Tumorerkrankungen der Gebärmutter (Gebärmutterhalskrebs), des Darms (Dickdarm- oder Analkarzinome) oder auch Brustkrebs auf die Sexualität aus. Während der akuten Therapie mit Chemotherapeutika oder auch einer Bestrahlung verändert sich das eigene Körpergefühl und es stellen sich Ängste sowie Schmerzen beim Geschlechtsakt oder eine Verunsicherung gegenüber der Akzeptanz durch den Partner ein. Die Vagina kann sich verändern, die Schleimhaut bildet sich zurück oder ist durch Bestrahlungen geschädigt, so dass die Funktion der Lubrifikation (Befeuchtung) während des Geschlechtsaktes nachlässt oder verloren geht.
Eines ist jedoch gesichert: Sexualprobleme beziehen sich immer auf beide Partner und betreffen selten nur eine einzelne Person. Verunsicherung und Angst stören das partnerschaftliche Miteinander und lassen die Partner immer mehr voneinander abrücken.
Um einen für beide Partner gangbaren Weg zu finden, sollte professionelle Beratung durch einen psychotherapeutisch oder sexualtherapeutisch geschulten Experten gesucht werden, der Hemmschwellen abbauen hilft und die Weichen neu stellt für einen gemeinsamen Weg zur bereichernden und zufriedenstellenden Sexualität.