Arzneimittelunverträglichkeiten werden immer häufiger. Sie sind der Einweisungsgrund in der Klinik bei etwa fünf Prozent aller Patienten und treten bei mindestens 15 Prozent der stationär behandelten Patienten auf.
Die meisten Medikamente können verschiedene Erkrankungen und Krankheitsbilder verursachen, häufig werden die Diagnosen verkannt, und die ursächlichen Medikamente können nicht identifiziert werden.
Bei 25 bis 50 Prozent der Fälle handelt es sich um komplexe Allergien (Immunreaktionen), die jede erneute Gabe des Medikamentes für immer verbieten.
Da die Zeit bis zur ersten Immunantwort mindestens eine Woche (meistens mehr als 3 Wochen) beträgt, führen Medikamente bei Erstgabe vor dem 6. Therapietag zu keiner klinisch relevanten Immunreaktion. Die Reaktionen manifestieren sich bei einer erneuten Einnahme des Medikamentes sofort innerhalb von Minuten bis Stunden (immunologische Zweitantwort).
Das erste Auftreten ist praktisch nie voraussehbar und kann je nach Immunantwort abrupt oder allmählich bei allen Verabreichungsformen (enterale, parenterale, intramuskuläre, subkutane, vaginale oder inhalative) und Therapiemodalitäten (Langzeittherapie, intermittierende Medikamenteneinnahme und Wiedergaben) auftreten.
Abrupte Reaktionen sind Antigen-abhängig und werden bei der Anaphylaxie (Typ I) und (Typ II) beobachtet.
Familiäre Häufungen oder geschlechts- bzw. genetische Dispositionen zu arzneimittelbedingten Immunreaktionen sind bis auf wenige Ausnahmen nicht bekannt. Die Reaktionen können durch zahlreiche Chemikalien, Metaboliten und, seltener, auch durch Medikamente selbst, Proteine und Gewebeextrakte, verursacht werden.
Es muss betont werden, dass theoretisch jedes Medikament zu veränderten Immunreaktionen führen kann.