Strukturelle sozioökonomische Faktoren und individuelle Bedingungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Übergewicht. Die gravierenden Unterschiede der Diabetes Neuerkrankungen zwischen alten und neuen Bundesländern zeigen deutlich eine regionale Differenz, der zufolge im Sachsen Anhalt die höchste Inzidenz für dieses Phänomen nachgewiesen ist.
In einer Vergleichsanalyse von fünf regionalen, bevölkerungsbasierten Studien in unterschiedlichen Regionen Deutschlands wurden die Daten von 8787 Personen erhoben und ausgewertet. Es wurde die Frage gestellt, ob sich die Neuerkrankungsrate für Typ 2-Diabetes in verschiedenen Regionen Deutschlands unterscheidet. Die Untersuchung wurde in den Regionen Vorpommern und im Raum Halle in den neuen Bundesländern, und im Raum Augsburg, Dortmund, sowie in Essen, Bochum und Mühlheim im Westen Deutschlands vorgenommen. Teilnehmer der Studie waren zwischen 45 und 74 Jahre alt, die zu Beginn angaben keinen Diabetes zu haben. Der Zeitraum der Untersuchung erstreckte sich von 2002 bis 2010, und es wurde nachgefragt, ob die Erkrankung inzwischen aufgetreten sei.
Wissenschaftler der Universität Greifswald publizierten die Ergebnisse im Journal of Epidemiology and Community Health. Es zeigte sich ein deutliches Ost-West-Gefälle.
Nach Standardisierung für Alter und Geschlecht gab es im Raum Halle die meisten Diabetes-Neuerkrankungen (16.9 auf 1000 Personenjahre) der verglichenen Regionen. Im Raum Augsburg betrug der Anteil pro 1000 Personenjahre nur 9,3, während in Vorpommern die Rate mit 13, 2 vergleichbar hoch lag. Während ein hoher Anteil in Dortmund mit 16,2 gemessen wurde, betrug er im Raum Essen/ Bochum/ Mühlheim wiederum nur 11,8.
Als wichtigster Risikofaktor wurde auch in dieser Untersuchung der hohe Body-Mass-Index bestätigt, der als Maß von Übergewicht oder Adipositas herangezogen wurde. Schon frühere Untersuchungen belegen, dass in den neuen Bundesländer Adipositas häufiger vorliegt: z.B. führte Sachsen Anhalt mit 28,3 Prozent die Statistik an, während in Bremen 19,8 Prozent Adipöse registriert wurden.
„Wir wissen, dass strukturelle Faktoren wie Arbeitslosigkeit und geringes Einkommen die Erkrankungshäufigkeit in wirtschaftlich schwachen Regionen ansteigen lässt“, sagte Privatdozentin Dr. Ulrike Rothe von der Medizinischen Fakultät der Universität Dresden. Alarmierend sei die Gewichtsentwicklung in allen Bundesländern, die grundsätzlich in die falsche Richtung gehe. Die Adipositas bei Männern sei von 18,9 auf 23,3 Prozent, und bei Frauen von 22,5 auf 23,9 Prozent angestiegen, so dass mit einem weiteren Anstieg von Diabeteserkrankungen in Zukunft ausgegangen werden müsse.
Pressemeldung DDG