Je älter die Menschen werden, umso häufiger leiden sie an chronischen Krankheiten und ihre Reserven zur Kommunikation sind begrenzt. Vor allem die Entwicklung der Altersdemenz oder einer Alzheimererkrankung macht alte Menschen schützenswert. Sie hören nicht mehr alles oder das Sehen ist eingeschränkt, sie werden verwirrt und oft vollkommen abhängig von pflegenden Angehörigen oder dem medizinischen Personal in Alters- und Pflegeheimen.
Weil sich diese Patienten oft nicht mehr verständlich machen können, bleiben die Leiden unentdeckt und jegliche Perspektive, dass sich etwas bessert, geht für sie verloren.
Es ist bekannt, dass 80 Prozent der Senioren in Langzeiteinrichtungen (Altersheim/Pflegeheim) unter Schmerzen leiden, ohne dass eine adäquate Schmerztherapie durchgeführt wird. Weil die Schmerzen nicht erkannt werden und die Kontaktaufnahme zu den sehr alten Menschen scheitert, misslingt jegliche Kommunikation. Der Arzt ist verstehensbehindert und der Patient ist Ausdrucksbehindert, so Klaus Görner, der damit klar macht, dass sich zwei Behinderte gegenüberstehen.
Der totale Schmerz alter Menschen enthält oft körperlichem und seelischem Schmerz, und die medikamentöse Schmerztherapie ist nur ein kleiner Teil der Behandlung. Ihm Zuhören, mit ihm zu sprechen und ihn zu berühren erreicht die kommunikativen Fähigkeiten der Patienten mit Demenz. Demente sind fast nur auf der Gefühlsebene erreichbar, so Frau Dr. med. Martina Schmiedl (Leitung der Palliativen Demenzstation im Geriatriezentrum Wien). Misslingt diese Kommunikation, entstehen Schlafstörungen, Unruhe und Angst sowie undefinierbare Schmerzen. Der Kranke fühlt sich ausgeliefert, er ist vergesslich, fühlt sich hilflos und einsam. Die meisten seiner Freunde sind vielleicht schon tot, niemand hört ihm zu, er ist müde und fühlt sich hilflos und wertlos.
Wichtig ist nach Ansicht von Frau Dr. med. Martina Schmiedl, mit dem Leidenden zu sein, weil Anteilnahme den Schmerz lindern kann und Zuwendung eine Entspannung erlaubt. Vor allem, wenn Worte nicht mehr verstanden werden, sind Berührungen wichtig, wenn Rationales nicht verstanden wird, werden Gefühle wichtig, wenn technische Maßnahmen und Medikamente nicht mehr greifen, wird der helfende Mensch wichtig.
Dieser sollte bemüht sein, Vertrauen aufzubauen, und jede Handlung an dem Patienten erklären. „Es ist würdelos, wenn der Pflegende an dem Patienten hantiert, ohne mit ihm zu sprechen was er aus welchem Grund tut“, so die Referentin, die als Beispiel die Empfindung verdeutlichte, wenn man von jemanden wortlos die Nase geputzt bekomme.
Die Gefühle eines dementen Patienten müssen ebenso zugelassen werden wie seine persönlichen Vorlieben – etwa die Entscheidung für Tropfen oder Tabletten. Solche Aussagen sollten zugelassen, die persönlichen Präferenzen erfragt werden und immer wieder eine Rückmeldung des Kranken eingeholt werden. Dies trägt zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit eines an Alzheimer oder Demenz erkrankten Menschen bei, es verringert die Beschwerden dieser Kranken und bedeutet eine Kraft- und Zeitersparnis für die Pflegenden.