Leipzig. Wenn Menschen bereits im 15. Lebensjahr ein Gewicht von 150 kg und mehr auf die Waage bringen, gehören sie zu den etwa 200.000 von Adipositas betroffenen Jugendlichen. Unvermeidlich werden sich die Konsequenzen des hohen Körpergewichts niederschlagen, und Typ 2-diabetes, Gelenkerkrankungen, Schlafapnoe oder Hypertonie werden sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten.
Besonders leidet aber die Psyche der adipösen Jugendlichen, weil sie mit Diäten dem Problem nicht mehr Herr werden und auf dem Weg in eine soziale Isolation sind. Die Jugendlichen werden von Gleichaltrigen ausgegrenzt und von den Erwachsenen diskriminiert. Ein erfolgreicher Einstieg in das Arbeitsleben gestaltet sich äußerst schwierig. Mit welchen Maßnahmen diese Entwicklung gebremst werden kann, war Diskussionsgrundlage einer Expertenrund im Rahmen der 8.
Herbsttagung der DDG und 30. Jahrestagung der DAG in Leipzig. Fettleibige junge Menschen neigen zu Depressionen und selbstverletzendem Verhalten, sagte Professor Martin Wabitsch aus Ulm, derzeitiger Präsident der DAG. Auch werden die Jugendlichen häufiger straffällig, und die sind für Beratungen und Therapieprogramme kaum zu motivieren.
Um überhaupt Kontakt zu diesem Kollektiv aufzunehmen, steht nicht die Gewichtsreduktion in Zentrum der Angebote, sondern vorrangig ist die Stärkung des Selbstwertgefühls, die Unterstützung bei der Berufswahl und Jobsuche und die frühzeitige Detektierung von Folgekrankheiten und Komorbiditäten.
Diäten und psychologische Unterstützung erweisen sich häufig als unwirksam, sodass auch die Option eines bariatrischen Eingriffs mit den Jugendlichen besprochen wird.
Während Magenverkleinerung oder Darmverkürzung lange Zeit als Tabu für Jugendliche galt, werden solche bariatrischen Interventionen inzwischen durchgeführt. Die Effektivität und Sicherheit prüft Professor Wabitsch zur Zeit mit der JA-Studie im Rahmen des Kompetenznetzes Adipositas.
Er konstatierte, dass dieJugendlichen nicht allein für Ihre Situation verantwortliche gemacht werden dürften, vielmehr benötigen sie gesamtgesellschaftliche Hilfe, wie die Förderung der Berufsausbildung und entsprechende Arbeitsplätze. Dazu werden aber Regelungen und Kooperationen zur Gleichberechtigung gebraucht, führte Wabitsch aus.