Von einer abnormen Trauerreaktion wird dann gesprochen, wenn die Trauer in einem unangemessenen Verhältnis zu dem jeweiligen Verlust oder der erlebten Lebenskrise steht. So wird eine abnorme Trauerreaktion angenommen, wenn sie über einen unangemessen langen Zeitraum, etwa über viele Jahre, anhält, oder wenn das gesamte Gefühlsleben und die Erlebnisfähigkeit eines Menschen von dieser Trauer überschattet wird.
Rückzug und soziale Isolation sind oft damit verbunden und jeder Gedanke wird von der Trauerursache getragen.
Menschen mit abnormer Trauerreaktion brauchen sachkundige Hilfe durch ihre Mitmenschen und ihren Arzt, um sie bei der Bewältigung der Trauerarbeit zu unterstützen und aus der Isolation herauszuholen.
In solchen Situationen kann mit aufhellenden, antidepressiv wirkenden Medikamenten ein erster Schritt getan werden, damit sich der Kranke aus seiner isolierten Trauerreaktion löst, über seine Leiden spricht und dadurch erst in die Lage versetzt wird, die erforderliche und angemessene Trauerarbeit zu leisten.
Vorsicht ist allerdings bei der Auswahl der Medikamente geboten.
Wenn diese Medikamente den Trauernden müde machen und die Gefühls- und Erlebnisfähigkeit einschränken, kann oft die gewünschte Trauerarbeit und Problembewältigung nicht stattfinden.